Vergebliche Gefechte-betr.: "Stromstoß für Rot-Grün in Berlin", taz vom 22.9.89

betr.: „Stromstoß für Rot-Grün in Berlin“, taz vom 22.9.89

Die gegen die 380 kv-Stromanbindung Berlins genannten Argumente sind nicht besonders stichhaltig.

1. „Eingriff“. Die 380-kV-Stromtrasse kann ölgekühlt in einer Tunnelröhre verlaufen, die zudem von Baugruben im km -Abstand aus gepreßt werden kann. Der Ausbau der darüber liegenden Straßen auf 30 Tonnen ist keinesfalls notwendig.

2. „Berlin bezieht Atomstrom oder Strom, der zum Teil ohne Wärme-Kraft-Kopplung erzeugt wurde.“ AKWs werden auf anderen Ebenen bekämpft. Die Weigerung Berlins verhindert kein einziges AKW. Auch Wärme-Kraft-Kopplungen sind auf anderen Ebenen durchzusetzen. Die Lieferung von Strom, der mit nicht optimalem Wirkungsgrad erzeugt wird, ist mit folgenden Vorteilen abzuwägen: Die Spitzenlastvorhaltung kann drastisch verringert werden (zur Zeit produzieren die Berliner Kraftwerke 30 Prozent Strom über Bedarf - üblich in Verbundsystemen sind zehn Prozent). Auch paßt der Stromtrassenvertrag in die Umweltpolitik gegenüber der DDR, deren Braunkohlestrom mit wesentlich geringerem Wirkungsgrad und wesentlich dreckiger erzeugt wird als der in der BRD.

3. „Behinderung des Energiesparansatzes und des BHKW -Ausbaus.“ Der Sparansatz wird über Tarife gefördert. Auch der BHKW-Ausbau kann natürlich trotz Stromtrasse politisch beschlossen werden. Das Strommehrangebot ist durch Abbau der überalterten Berliner Kraftwerksblöcke (unter anderem Moabit, Charlottenburg und Oberhavel) zu reduzieren.

Daher sollte die AL nicht vergebliche Gefechte gegen die nicht mehr verhinderbare 380 kV-Trasse führen, sondern ihre ganze Kraft zur weitgehend unterirdischen Führung von Stromleitung und dem Rückbau alter Blöcke entsprechend der Spitzenlastvorhaltung von zehn Prozent einsetzen.

Axel Schwipps-Jantzen, Berlin 19