Plansollerfüllung

■ Italien, im vergangenen Jahr erfolgreichstes Land im Europapokal, ohne zwei: Inter und Bergamo draußen

Zwei Europacups haben sie in der vergangenen Saison abgeholt, einen beinahe: die Italiener. Diesmal gab es jedoch schon in der ersten Runde Schwierigkeiten. Genau 520 Prozent betrugen laut 'Gazzetta dello Sport‘ die Chancen der sieben italienischen Clubs, in die nächste Runde des Europapokals zu ziehen. Die drei 100prozentigen erfüllten ihr Soll ohne Mühe: Sampdoria Genua (1:0 gegen Bergen), AC Mailand (1:0 gegen Helsinki) und Juventus Turin (4:2 gegen Zabrze).

Die prozentual niedriger Eingestuften hatten indes einige Probleme. Mit 80 Prozent war nach dem 0:0 bei Sporting Lissabon der SSC Neapel veranschlagt, zumal Diego Maradona angekündigt hatte, das erste Mal im heimischen Stadion volle 90 Minuten spielen zu wollen. Es wurden 120 daraus, die er mit Bravour absolvierte. Einen Sieg konnte aber auch er den Seinen nicht bescheren. „Wir müssen aufmerksamer, aggresiver und entschlossener spielen“, hatte er eingedenk des mageren 1:1 gegen Cremona (die taz berichtete sehr ausführlich) im letzten Punktspiel gesagt. Der einzige, der sich an diese Devise hielt, war jedoch der Sprecher selbst. Äußerst schwach die beiden Spitzen, Carnevale und der wie betäubt wirkende Careca, aber auch De Napoli und Alemao begnügten sich mit Fehlpässen.

So wäre die traurige Taktik Lissabons - von der ersten Minute an totale Defensive, Ballhalten, Zeit schinden und auf den Zufall hoffen - fast aufgegangen. Es blieb beim 0:0 und der Zufall hieß Maradona. Der nämlich verschoß seinen zweiten Strafstoß in dieser für ihn so jungen Saison. Zum Glück für den Titelverteidiger taten es ihm Crippa, der zuvor gefehlt hatte, und drei Portugiesen nach, und Neapel kam noch einmal knapp davon.

Atalanta Bergamo konnte seine 30 Prozent schnell in den Wind schreiben, außer kalten Füßen und einem 0:2 war für die Bergamasken bei Spartak Moskau nichts zu holen. Dafür hatte der AC Florenz gegen Atletico Madrid in einem unschönen, brutalen, mit vielen gelben Karten und einer roten (wer schon? - Madrids Goikoetxea) gespickten Spiel einiges zu rackern, zu rennen und zu treten. Es reichte für die Egalisierung des 0:1, und auch hier waren die Elfmeter mit den Italienern. Von neun Strafstößen landeten gerade vier im Netz, der letzte von Roberto Baggio, dem florentinischen Volkshelden.

Zur 600prozentigen Planübererfüllung fehlte also nur noch Inter Mailand, dem die 'Gazzetta‘ nach dem 0:1 in Malmö 60 Prozent zugestanden hatte. Wie sagte Trainer Trapattoni schon vor dem Spiel: „Wen du im Europacup einen Schlag erhältst, stehst du so schnell nicht mehr auf.“ Die Schweden erwiesen sich als eine beherzt verteidigende Mannschaft, die sich nicht scheute, ständig ruhige, präzise und sehr raffinierte Konter zu inszenieren. Erst ein schwerer Fehler von Vondenburg, der ein nachtweihartiges Luftloch schlug, ermöglichte Serena das Führungstor, und schürte Hoffnung in den schwarz-blauen Reihen. Aber der Ausgleich Malmös zehn Minuten vor Schluß besiegelte entgültig Inters düsteres Schicksal.

Wie sprach doch Bertold Brecht: „Ja mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht, ja mach doch einen zweiten Plan, gehen tun sie beide nicht.“

Matti Lieske (Norditalien)