Mehr Lohn für den Peugeot-Chef

■ Neue Dynamik für Streik?

Paris (taz) - Na sowas: Peugeot-Boß Jacques Calvet, der unerschütterliche Warner vor „exzessiven Lohnforderungen“, hat sich selbst in den vergangenen beiden Jahren eine Gehaltserhöhung von sage und schreibe 46 Prozent genehmigt. Warum auch nicht? Schließlich ist durch die „besonnene Lohnpolitik“ (1,5 Prozent, „sonst kommen die Japaner“) Calvets gegenüber dem Rest der Belegschaft genug Geld in der Kasse: 9 Milliarden Franc Nettogewinn für 1988.

Die Veröffentlichung des Calvetschen Gehaltszettels durch den 'Canard Enchaine‘ verspricht, einem Streik wieder Auftrieb zu geben, der mit lahmen Flügeln in die vierte Woche gegangen war. Weil Frankreichs Arbeitnehmerorganisationen nicht über die üppigen Streikkassen ihrer westdeutschen Genossen verfügen, müssen sie auf die Straße gehen, um zu sammeln. Bevölkerung und Rathäuser der Region haben bisher knapp eine Million Franc zusammengekratzt. Das ist wichtig: Bei den 5.400 Francs brutto, die auf den weniger üppigen Gehaltszettel des Peugeot-Werks stehen, wird jeder Streiktag zum Existenzrisiko.

A. Smoltczyk