KDV im Apartheidstaat

■ 770 weiße südafrikanische Wehrdienstverweigererer opponieren in einer gemeinsamen Aktion

Johannesburg (taz) - Mehr als 770 junge weiße Südafrikaner aus dem ganzen Land haben jetzt angekündigt, daß sie den Wehrdienst in der Armee des Apartheid-Regimes verweigern werden. Ihre Namen erscheinen in einem neuen Register der Wehrdienstverweigerer, das in Zukunft alle Opponenten des Wehrdienstes erfassen soll. Unter den 770 befinden sich Ärzte, Rechtsanwälte, Lehrer, Künstler, Journalisten, Pastoren und Akademiker. 294 haben zwar ihren Wehrdienst schon geleistet, verweigern aber die in Südafrika vorgeschriebenen jährlichen Zusatzübungen. 397 jungen Männer, die noch gar keinen Wehrdienst geleistet haben, drohen die schärfsten Strafen für Wehrdienstverweigerung weltweit.

„Die Lösungen für die Probleme Südafrikas sind politischer, nicht militärischer Art“, heißt es in einer Erklärung der Verweigerer. „Wir sind nicht bereit in einer Armee zu dienen, die ein rassistisches System unterstützt.“ Durch die neue Regierung de Klerk habe sich nichts geändert. „Die Gesetze zur Wehrpflicht bleiben unverändert, die Strafen bleiben dieselben“, sagte ein Sprecher der Verweigerer. Ein Wehrpflichtiger kann zu einer Höchststrafe von sechs Jahren Haft verurteilt werden. Bisher müssen zwei Verweigerer, David Bruce und Charles Bester, eine solche Strafe absitzen.

Politisch motivierte Verweigerer gibt es in Südafrika seit 1978. 1983 wurde das Verteidigungsgesetz novelliert, um einerseits religiösen Verweigerern mehr Möglichkeiten für einen Ersatzdienst zu bieten, andererseits die Strafen für vollkommene Verweigerung erheblich zu verschärfen

Hans Brandt