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Hamas fällt unter israelisches Verbot

Mit dem Palästinenseraufstand in den besetzten Gebieten fand die stillschweigende Duldung islamischer Fundamentalisten ihr Ende / Die Bewegung ist vor allem im Gaza-Streifen aktiv  ■  Von A. Wollin und B. Seel

Das israelische Verteidigungsministerium hat am Donnerstag die palästinensische Fundamentalisten-Organisation Hamas verboten. Hamas ist eine Abkürzung für „Islamische Widerstandsbewegung“ und bedeutet zugleich soviel wie Eifer oder Hingabe. Hamas entstand zu Beginn der Intifada aus einem Zusammenschluß mehrerer fundamentalistischer Gruppen und ist vor allem im Gaza-Streifen aktiv.

Auf bloße Mitgliedschaft in der Organisation steht nun eine Strafe von bis zu zehn Jahren Haft. Mit dem Schritt des Verteidigungsministeriums werden juristische Verfahren gegen Hamas erleichtert. Ihre wichtigsten Führer und Aktivisten sitzen bereits seit Mai im Gefängnis.

Die Aktivitäten von Hamas wurden davon allerdings ebenso wenig beeinträchtigt wie die der meisten anderen verbotenen palästinensischen Organisationen in den besetzten Gebieten, denn jüngere Leute rücken in die Positionen der inhaftierten Führer nach.

Hamas ist nicht Teil der Vereinigten Führung des Aufstandes (PLO) und ruft zu eigenen Aktionstagen auf, die im allgemeinen von der Bevölkerung auch eingehalten werden, denn angesichts des gemeinsamen Kampfes gegen die Besatzungsmacht möchten auch nicht-religiöse Palästinenser Konflikte in den eigenen Reihen hintanstellen. Politisch lehnt Hamas eine Zwei-Staaten-Lösung, wie sie von der PLO propagiert wird, ab.

Hinter der Gründung von Hamas stand die Absicht, eine islamische Alternative zur PLO auf die Beine zu stellen. Dieses Ansinnen zeigt sich etwa darin, daß das erste Flugblatt der Bewegung die Nummer vier trug, um nicht hinter denen der Aufstandsführung zurückzufallen, oder daß sie sich im August '88 analog zur PLO ebenfalls eine „Charta“ gab. Im Unterschied zum Iran oder der libanesischen Hizballah handelt es sich um eine sunnitische, nicht schiitische Organisation.

In der Vergangenheit wurden die Rivalität zwischen der PLO und fundamentalistischen Gruppierungen in den besetzten Gebieten unter dem Motto „teile und herrsche“ ausgenutzt, um die Einfluß der PLO zu untergraben. Dies veranlaßte einen israelischen Kommentator anläßlich der Verhaftungen von Hamas-Streitern im Frühjahr davon zu sprechen, Israel habe eine Schlange an seinem Busen genährt.

Seit Beginn der Intifada und dem gemeinsamen Kampf auf der Straße ist die Besatzungsmacht jedoch sukzessive von dieser Haltung abgerückt. Interessant ist, daß die radikalere Fundamentalisten-Organisation „Islamischer heiliger Krieg“ (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Gruppe im Libanon) nicht unter das offizielle Verbotsverdikt fällt. Offenbar möchte Israel den Eindruck vermeiden, die Illegalisierung von Hamas sei ein Schritt gegen den Islam.

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