Nord-S.T.E.R.N. in Moabit

■ Debatte in Tiergartener Rathaus: S.T.E.R.N. als Entwicklungsträger - Ja oder Nein / S.T.E.R.N. hat gegenüber der Konkurrenz die Nase vorn

Er habe nur „die Diskussion provozieren“ und keineswegs einer Entscheidung vorgreifen wollen, sagte Bausenator Nagel. Damit verließ er die Tiergartener Fachöffentlichkeit, die vorgestern im Rathaus darüber diskutierte, ob man einen bezirklichen Entwicklungsträger haben wolle, und wenn ja, ob dies die Stadtentwicklungsgesellschaft S.T.E.R.N. sein solle. Die Kreuzberger Stadtplanertruppe ist privatrechtlich organisiert, wird aber vom Land Berlin finanziert. Sicherheitshalber hat Nagel für S.T.E.R.N. eine Million für Tiergarten im Haushaltsansatz vorgesehen, berichtete der Bürgervertreter im S.T.E.R.N.-Aufsichtsrat, Horst Schattner. Über „konkrete Arbeitsstrukturen zu reden“, sei es zu früh, sagte S.T.E.R.N.-Chef Hämer. CDU und SPD Tiergarten haben noch keine Meinung. „S.T.E.R.N. oder ein anderer Träger ja, wenn die was für normale Leute tun und nicht nur für Selbsthilfeprojekte“, sagte Frau Haberkorn, CDU.

Neben S.T.E.R.N. waren noch mehrere andere Träger „probegelaufen“: Die alternativen Baubetreuer Stattbau und SPI, die landeseigene GSG und die Eigentümerberatung BSM, die sich mit dem Spruch: „Wir haben in einem Charlottenburger Altbaubereich alles mit irgendwelchen Maßnahmen überzogen“, in Abseits katapultierte. Stattbau und SPI hielten sich für zu klein, ganze Bezirke zu entwickeln, die GSG wollte sich nur um Gewerbe kümmern. Man fragt sich, wozu diese Vorstellung diente.

Anschließend berichteten Kreuzberger über S.T.E.R.N. -Erfahrungen. „Neid und Komplexe“ gegenüber den dicken S.T.E.R.N.-Gehältern ortete der Bauamtsmitarbeiter Wüntsch bei einigen seiner Kollegen. Ein großer Entwicklungsträger wie S.T.E.R.N. habe ein eigenes Bild von Kreuzberg, dem die dortigen Freizeitpolitiker schwer etwas entgegensetzen könnten, kritisierte Michael Rädler (SPD). Er plädiert für viele kleine Träger. Dagegen, nämlich gegen die „Konkurrenz der aufeinandergehetzten sektoralen Planer“ wandte sich S.T.E.R.N.-Mitarbeiter van Geisten. Die Eigendynamik der S.T.E.R.N. könnten von Bürgerbeteiligungsgremien kontrolliert werden, meinte Ulli Lautenschläger vom Verein SO36, aber nur, wenn der Senat dafür auch Geld gebe. S.T.E.R.N. sei vor Ort ansprechbar. Leben in die Bude kam beim Auftritt von Horst Schattner: „Die Kreuzberger Notgemeinschaft der Gewerbetreibenden ist total gegen S.T.E.R.N. Die haben dem ehemaligen Bausenator Wittwer gesagt, er soll S.T.E.R.N. nach Beirut schicken, die brauchen auch Stadtplaner. Das war Wittwer dann wohl zu weit.“ Ohne S.T.E.R.N. sähe es in SO36 noch viel beschissener aus, schloß Schattner.

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