„China blutet“

■ An einer Demonstration zur Erinnerung an das Massaker in Peking von Anfang Juni nahmen in Bonn nur 400 Menschen teil

Bonn (taz) - „Wahrhaft keine Großkundgebung“, raunte ein chinesischer Student frustriert. Gerade 400 ChinesInnen und ihre FreundInnen hatten sich gestern nachmittag in Bad Godesberg vor der Botschaft der VR China zusammengefunden.

Zum 40. Jahrestag des sozialistischen Staates wollten Grüne, amnesty international (ai), Jusos und DGB daran erinnern, daß gerade vier Monate nach dem Massaker vom dritten und vierten Juni auf dem Pekinger Platz des Himmlischen Friedens Politiker in der Bundesrepublik und in Peking nicht zur Normalität übergehen können. „China blutet 40 Jahre nach seiner Staatsgründung noch immer“, rief der Führer des autonomen Studentenverbandes von Peking Zhang Rui durch den Nieselregen von der Regallschen Wiese hinauf zur Vertretung seines Landes. „Das chinesische Volk lebt unter rotem Terror.“ Deutliche Worte der Verurteilung hatte auch die Generalsekretärin von ai, Brigitte Erler, bereit. „Sie müssen aufhören, die Bürger ihres Landes als ihre Untertanen zu betrachten“, sagte sie. Sie forderte die Regierung in China ferner dazu auf, das „Töten von Oppositionellen“ einzustellen und die Menschenrechte zu respektieren. Ilse Brusis vom Bundesvorstand des DGB warnte davor die blutigen Ereignisse im Peking als „Durchdrehen einer Greisenriege“ zu verharmlosen.

Jürgen Kremb