Schwarze Kunst

■ Ablegen des ausgedruckten Satzes: Hurenkind/Schusterjungen/Bankert und Waisenknabe/Furz/Dreck/Fliegendreck oder Fliegenkopf/Arschgespan/Gasse

Ablegen des

ausgedruckten Satze

Wir haben in der ersten Folge unserer Serie über Fachausdrücke der Schwarzen Kunst vorausgesetzt, daß den Lesern „Hurenkinder“ und „Schusterjungen“ bekannt sind, da wir beide Begriffe schon mehrfach berichtigt haben. Trotzdem wollen wir hier noch einmal darauf eingehen.

Mit dem alten, heute noch lebendigen Ausdruck Hurenkind wird die am Kopf einer Seite stehende nicht vollgesetzte Ausgangszeile eines Absatzes bezeichnet. Irgendwie wirkt sie verloren - wie einst ein uneheliches Kind.

Den Schusterjungen sagte man nach, sie seien recht vorwitzig. So wirkt auch die Anfangszeile eines Abschnittes, die am Schluß einer Spalte oder Seite steht. Bankert und Waisenknabe sind seltener gebrauchte Begriffe dafür.

Hat man sich im täglichen Leben verhoben, bereiten die Zerrung oder der Hexenschuß allerhand Kummer. Der stellt sich auch ein, wenn man sich in der Setzerei verhoben hat. Hier bedeutet der Ausdruck, daß einige Zeilen beim Zusammenstellen des Drucksatzes an einer falschen Stelle pla

ziert wurden. Den Kummer haben dann die Leser, wenn der Fehler nicht noch rechtzeitig vor Druckbeginn bemerkt wird.

Ein Furz dagegen stinkt in diesem Fall niemand an: der Ausdruck bezeichnet eine leicht zu fertigende Satzarbeit ohne ungewöhnliche Fremdwörter oder bar jeder mathematischen oder chemischen Formel. Andernfalls kann es vorkommen, daß in der Setzerei der Ausruf „So ein Dreck!“ ertönt. Damit wird ja allgemein ein Mißgeschick bezeichnet, der Setzer aber meint einen schwierigen Drucksatz, hervorgerufen durch besondere Wünsche des Verlegers oder ein kompliziertes Manuskript.

Des weiteren gibt es den Fliegendreck oder Fliegenkopf, eine Maßnahme des Setzers, dem die häufiger benutzten Buchstaben ausgehen. Dann behilft er sich mit seltener gebrauchten Buchstaben und stellt sie, damit sie nicht übersehen werden, auf den Kopf.

Ein Arschgespan klingt drastischer, als es ist, Johann Georg Krünitz, ein Enzyklopädist des 18.Jahrhunderts, verwies in seiner „Ökonomisch-technologischen Enzyklopädie“ dezent auf das Wort Hintere und defininierte: “...in der anständigen Sprechart der hintere Theil des menschlichen Körpers in der Gegend des Mastdarms...“. In der anständigen, aber durchaus treffenden Sprechart der Jünger der Schwarzen Kunst war ein Arschgespan der Hintermann eines Setzers in derselben Gasse. Damit sind wir nicht etwa beim Gassenjargon gelandet (und enden womöglich in der Gosse), wir befinden uns nach wie vor zwischen den Satzregalen einer ehrenwerten Druckerei und diesen Zwischenraum für die dort Arbeitenden nennt man Gasse.

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