Jesh Gvul-Protest

Oppositionelle israelische Reservisten kritisieren Begnadigung von Soldaten, die einen Palästinenser erschlagen haben  ■  Aus Tel Aviv Amos Wollin

Gleich zwei Anliegen brachte am Sonntag mehrere Hundert Anhänger der israelischen Friedensgruppe Jesh Gvul („Es gibt eine Grenze“) auf die Straße. Die Gruppe, die einen Einsatz als Reservisten in den besetzten Gebieten ablehnt, demonstrierte vor dem Militärgefängnis in Atlit ihre Solidarität mit den dort inhaftierten Mitstreitern. Gleichzeitig protestierte sie gegen die vorzeitige Freilassung israelischer Soldaten, die für schuldig befunden worden waren, einen alten Palästinenser derart zusammengeschlagen zu haben, daß er später seinen Verletzungen erlag.

Ein Vertreter der Kibuz-Bewegung, David Palme, appellierte an die eigenen Führer, „alle aktive oder passive Teilnahme an dem Horror, der Eingang in die besetzten Gebiete gefunden hat, zu beenden.“ Die Kibuz-Führer seien auch gut beraten, sich Gedanken über die Erziehung zu machen, „die gläubige Kollaborateure produziert, die auf zwölfjährige Kinder schießen oder sie zusammenschlagen“ - so David Palme. Ein Jesh Gvul-Sprecher kritisierte die Begnadigung der Soldaten durch die Armeeführung: „Dies kann nur in einer brutalisierten, unverantwortlichen Gesellschaft wie der unseren geschehen, die gleichzeitig Soldaten ins Gefängnis schickt, die sich weigern, an Unterdrückung und Folter mitzuwirken.“ Adam Keller, der selbst im Gefängnis saß, weil er während seines Reservisteneinsatzes Parolen auf Panzer malte, informierte Verteidigungsminister Jitzhak Rabin in einem Brief, daß er künftig aus Protest gegen die Begnadigung keine Uniform mehr tragen würde. „Eine Armee, die sadistische Angriffe verzeiht, verwandelt sich in einen Haufen, an dem ich keinen Anteil haben werde. Was auch immer die Folgen sein werden, ich werde nicht länger in der Armee dienen“, schrieb Keller an Rabin. Unter den inhaftierten Jesh-Gvul-Mitgliedern sind auch Reservisten, die bereits drei oder viermal verurteilt wurden und jedesmal ins Gefängnis kamen, in der Regel für einen Monat.