's neue Lähm, (Teil 1)

■ Neue taz-Serie zum Start in die Freiheit, heute: der Gotflüchel

Aller Anfang ist schwer. Nach einem Wechselbad der Gefühle beginnt für hunderte von DDR-Bürgern jetzt der neue Alltag. In einer kleinen Serie präsentiert die taz wahre Gespräche, erste Kontakte zwischen Ost und West. Heute: Unser Trabi ist kaputt.

Neubremer Walter Vogelsang, verbunden mit der Autowerksstatt K&R. Schönen guten Tach. Meen Name is Vochelsang. Ich hätt da ä Problem. Mer sin jetzt seit 14 Tachen drieben und mer ham unsern Trabi mitgebrocht, awer der is kabudd. Kannch den zu Ihnen bringen in de Rebaradur?

Ja, wollen wir unser bestes mal versuchen. Also, ich hab noch nie nen Trabi gemacht. Aber ich hab da auch keine Angst davor. Sagen wir's mal so.

De Schwierchgeit is die, der linge Gotflüchl is drieben in Ungarn gebliem, Ich meen, im Delefonbuch hamse geschriem, „Rebaradurn aller Art“, ...

Mhm, kommen Sie mal her. Möglichkeiten gibts. Sie dürfen uns bloß nicht an eine Zeit binden.

's dauert e bissel?

Na, es ist natürlich nicht so wie bei unseren Fahrzeugen hier, wo wir innerhalb von zwei Tagen die Ersatzteile kriegen. Verstehen Sie? 9, 10, 14 Tage - müssen Sie schon von ausgehen.

Des is ja fast wie drieben. Da mußdn mer ooch immer warden. Ja, das ist schon richtig. Aber das kommt, weil diese Fahrzeuge hier schon viel zu selten sind.

'ne spezielle Werkstatt, extra fürn Trabi gibt's in Bräm wohl garnich.

Ne, die gibts nicht in Deutschland.

Ach, die gibts in der ganzn BRD nich? Ach, Du lieber Gott. Was mach mer denn, wenn mal was Größeres is, der ganze Modor kabudd?

Na, wollen wir mal sehen, was wir dann machen. Wir sind ja flexibel hier im Westen.

Noch mal was anderes. Ostgeld nähm Se wohl nich?

Nein, Ostgeld nehmen wir, glaube ich, gar nicht. Ich kann ja noch mal eben meinen Chef fragen.

Ja, des wär sehr nedd, mer ham ja noch nich so viel Westgeld. Un mer will ja nich gleis ganze Westgeld... Ich meen, Se sollns ja gar nich eens zu eens nähm. Aber vielleicht eens zu fünf?

Ja, ich frag noch mal den Chef.

(Beiseite: Chef, nehmen wir Ostgeld? - Wie? - Ostgeld! Wie, Ostgeld? - Ja, DDR-Geld. - Ach so, nein) Herr Vogelsang, nehmen wir leider nicht an. Aber kommen se doch erst mal vorbei.

Na brima, kommch halt vorbei.