Asyl im Wohnwagen

■ Flüchtlinge in Britz in unbeheizten Campinganhängern untergebracht / Aus Not- droht Dauerlösung zu werden

Er will sich überhaupt nicht beschweren - im Gegenteil: Die Betreuung ist gut, ab morgen geht seine Familie zum kostenlosen Deutschkurs der Volkshochschule, und er, Massoud M. aus dem Iran, kann jeden Tag ein bißchen arbeiten. Für drei Mark die Stunde macht er Telefondienst im Flüchtlingswohnheim in der Britzer Gutschmidtstraße. In seiner Unterkunft sieht es so gemütlich aus, wie es auf sechs Quadratmetern Wohnwagen eben aussehen kann. Auch darüber will er sich nicht beschweren - auch nicht, daß es bei sechs Grad in der Nacht keine Heizmöglichkeit gibt. „Da muß man eben zwei Decken nehmen.“ Nur die Verpflegung sei kaum eßbar, sagt er, deutet auf die Plastikreste der Fertigmahlzeit.

Massoud M., seine Frau und seine beiden Töchter hatten Pech gehabt: Als sie aus dem Heim in der Spandauer Streitstraße nach Britz verteilt wurden, waren sämtliche Unterkünfte in den Fertigbauhäusern belegt. 29 Wohnwagen wurden angemietet

-als Notlösung. Massoud M. und seine Familie haben wiederum Glück gehabt, denn ihnen wurden zwei zugeteilt - einer für die Eltern, einer für die Töchter. Zusammen mit rund 60 anderen Flüchtlingen teilen sie sich vier Sanitärcontainer mit Toiletten und Duschen. Bei milden Temperaturen erinnert das Gelände an eine Ferienanlage, bei Kälte und Regen eher an eine Indianerreservation. Aus der Notlösung droht nur eine Dauerlösung zu werden. Zwar ist beim DRK der Bau einer festen Unterkunft im Gespräch, bloß der nötige Antrag auf Baugenehmigung liegt nicht da, wo er eigentlich sein müßte: auf dem Tisch des Neuköllner Baustadtrats.

Eine DRK-Mitarbeiterin hat trotz feuerpolizeilicher Einwände durchgesetzt, daß die Wohnwagen ab nächste Woche mit Gasflaschen beheizt werden dürfen. Nur die Kochplatten werden dann abgeklemmt - und das Essen war eigentlich das einzige, worüber Massoud M. sich beschwerte.

anb