Wer war's, Genscher, Kohl oder Honi?

Immer noch sitzt das tränenbenetzte Lorbeerkränzchen für die samstägliche Beendigung des „Flüchtlingsdramas“ von Prag und Warschau offenbar nicht auf dem ihm gebührenden Männerkopf.

Nachdem der schwarz-rot-goldene Meritenkranz zunächst Bundesaußenminister Genscher feierlich über die Segelohren gestülpt wurde, folgte am Montag prompt die erste Anfechtung dieser Siegerehrung: der prostataleidende Bundeskanzler beanspruchte zumindest die Hälfte des Kränzchens. Habe er doch vom Krankenbett aus Regie geführt und weit vorausschauend schon im letzten Herbst (!) die Weichen für den Sonderzug aus Prag gestellt.

Das wiederum will Honecker nicht auf sich sitzen lassen. Nicht Genscher war's - und Kohl schon gar nicht: der DDR gebühre der „Ruhm“, den nunmehr Außenminister und Kanzler gleichermaßen in Anspruch nehmen, nörgelt das 'Neue Deutschland‘ in seiner gestrigen Ausgabe. Genscher habe lediglich zugehört, als DDR-Botschafter Neubauer Bundesminister Seiters mitteilte, daß die DDR eine Ausreise ihrer Bürger aus „humanitären Gründen“ befürworte. „Wenn der bei dieser Unterredung anwesende BRD-Außenminister Genscher nunmehr den 'Ruhm‘ in Anspruch nimmt, die Regelung durchgesetzt zu haben, so entspricht dies schlicht der Unwahrheit“, kommentiert das 'ND‘.

Daß heute darum gestritten wird, wem die Palme der geschlossenen DDR-CSSR-Grenze gebührt, ist allerdings höchst unwahrscheinlich.

Ve.