's neue Lähm (Teil II)

■ Wahres aus Ost und West, heute: Bananen satt im Supermarkt

In einer kleinen Serie dokumentiert die taz die ersten Erfahrungen des Ex-Thüringers und Neubremers Walter Vogelsang im freien Westen. Gestern hatte unser Held sein Glück bei einer KFZ-Werkstatt versuchen müssen, da er den linken „Gotflüchel“ seines Trabi in Ungarn zurückgelassen hat. Heute erfahren Sie, warum Vogelsang - trotz intensiver telefonischer Bemühungen - auch in Bremen bislang noch auf die erste Pampelmuse wartet und der Fruchthof mitten im Gespräch zum Flughafen wird. Wir dokumentieren seine Gesprächs - Odyssee im Westparadies im O-Ton:

Fruchthof: Fruchthof, guten Tag.

Neubremer Walter Vogelsang: Scheenen guden Tach, Vochelsang. Binch da richtsch beim Fruchthof?

Ja, da sind Sie richtig.

Na, brima, hätten Se heut Bananen da?

Nein.

Wie, keene Bananen?

Nein, da müßten Sie eine andere Nummer wählen! Hier ist nur Personal und Verwaltung des Fruchthofs . Wählen Sie am besten 53730. Da können Sie Bananen bekommen.

(Vogelsang wählt erneut)

Wessels, guten Tag.

Ja, Vochelsang, guden Tach, Herr Wessels, ich hab‘ grade im Fruchthof durchgeglingelt. Und da wurd mer gesacht, bei Ihn‘ kammer Bananen goofen.

Ja, Bananen haben wir da.

Und wie is mit Bambelmusen?

Sicher, haben wir auch da.

Wie lang is denn de Schlange grade?

Wie lange ist was?

De Schlange, de Warteschlange?

Wie kommen Sie denn da drauf, hier gibts doch keine Warteschlange.

Na, mir sind grad erst rübergegomm. Und da würdsch halt gern emol e baar Bambelmusen koofen für unsern Kleenstn, n Stefan. Der freut sich so uff de Bambelmusen hier.

Jaja, das können Sie ja gern machen. Nur muß ich eins gleich dazu sagen: Wir haben nur auf bis morgens um 11.

Wie, um elf sind de Bambelmusen bei Ihnen schon ausvergooft?

Nein, nein, bloß verkaufen wir dann nicht mehr an Abnehmer. Dann ist hier Feierabend. Kommen Sie am besten morgen bis 11 Uhr zum Großmarkt.

Genn Se mer denn vielleicht nen paar Bambelmusen zuricklechen. Sachen mer zwee Kilo. Nachher kommch extra her und na is alles weg.

Ach, sowas machen wir hier gar nicht, wie verkaufen nur kistenweise.

Na, umso besser, nem ich glei ne ganze Giste.

Na, sagen Sie mal, wer sind Sie denn überhaupt. Wen haben wir denn da. Ich glaub‘, Sie sind falsch verbunden.

Ich mecht doch bloß n baar Bananen ... Da wurd mer gesacht, die kriechsch bei Ihnen.

Gehen Sie doch einfach in den nächsten Supermarkt. (mitleidig) Kaufen Sie sich da schöne Pampelmusen. Kriegen Sie in jedem Geschäft, Gehen Sie zu Comet oder Tengelmann. Nech. Da kriegen Sie überall Bananen und Pampelmusen. Aber bei uns kriegen Sie sowas nicht

Ich dacht, beim Fruchthof binch bei der richtschen Adresse. Sind Sie so ne Ard Indershop oder Deligatladen, wo nich jeder Sterblische goofen gann?

Nein, hier sind Sie bei uns an der ganz falschen Adresse. Hier ist der Flughafen Bremen, Hier gibts keine Pampelmusen. Sie haben sich verwählt. Alles klar. Tschüß. (Hängt ein)