„Entwicklungshilfe“ aufgestockt

■ Deputation unterstützt Befreiungsbewegungen mit zusätzlichen 100.000 Mark

Das hanseatische Mini-Entwicklungshilfe-Ministerium, vom kleinen Bundesland Bremen in der Slevogtstraße betrieben, hatte gestern eine kleine positive Nachricht zu vermelden: 100.000 Mark hat die Deputation für Wirtschaft aus ihrem millionenschweren Subventionsetat abgezweigt, um drei Projekte in Afrika zu unterstützen. Mit dieser Summe wird der reguläre bremische „Entwicklungshilfeetat“ von

650.000 Mark einmalig aufgestockt. Zum Vergleich: An Wirtschaftsfördermitteln werden in Bremen allein nach dem „WAP 95„-Programm jährlich 200 Millionen Mark in der hiesigen „Ersten Welt“ ausgegeben. Der Leiter des „Landesamtes für Entwicklungszusammenarbeit“, Gunther Hilliges, erläuterte die drei Projekte der Presse.

50.000 Mark gehen in die sambische Hauptstadt Lusaka. Die

Frauenabteilung der südafrikanischen Befreiungsbewegung ANC (African National Congress) will dort für die Flüchtlingsfrauen ein „Multi-Activity-Center“ errichten. Frauen sollen in einer Näherei eine Ausbildung machen und Kleidung herstellen, während gleichzeitig für die Kinderbetreuung gesorgt ist.

30.000 Mark fließen nach Namibia. Das Rechtskundeprojekt „Namlaw“ der namibischen Befreiungsorganisation „Swapo“, das in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen betrieben wird, soll unterstützt werden. „Namlaw“ baut eine Datenbank auf, in der 1.700 Normen, Urteile und Gesetze gespeichert werden, um in ein neues, nicht-rassistisches Rechtssystem überführt zu werden. Ein Olivetti-Computer sei in diesem Fall die geeignete „angepaßte Technologie“, erklärte Hilliges: „Hier wäre juristische Handarbeit eine Technik, die zu spät kommt. Südafrika wird 40.000 Beamte abziehen, dann stehen die Namibianer von einem Tag auf den anderen da ...“ Der Leiter von „Namlaw“ in Windhuk, der SWAPO-Anwalt Anton Lubowski, war vor kurzem einem politischen Mord zum Opfer gefallen.

20.000 Mark gehen in die sahrauischen Flüchtlingslager nach Algerien. Nachdem von Bremen aus („Gesellschaft der Freunde des sahrauischen Volkes“) bereits drei Ausbildungsbereiche an einer Berufsschule ausgerüstet wurden, soll nun eine vierte Ausbildungswerkstatt unterstützt werden - für das Reparieren von Landrovern und LKWs, deren Motoren durch den Wüstensand zerrieben sind.

B.D.