MORGENS AUF SFB'S STURMHÖHE

Wenn für die Lesung um 8.20 Uhr früh ein altbekannter Roman angekündigt ist, von Emily Bronte nämlich, dann weiß Hörerin wohl, daß Übersetzung ohnehin Konzessionen fordert. Manchmal kann die Qualität der Lesedarbietung dafür glücklich entschädigen. Also - mal sehen, mal hören: Rolf Boysen liest.

Erste Folge läßt den Erzähler im Titelnamenhause auftauchen, und los geht's - Hörerin mag den Ohren nicht trauen; da heißt es was wie „Wasering Heyts“ (!), wohl, erstes s mit angestoßener Zunge, wie sich's gehört beim englischen th. Kein Makel darin, aber ganz in der Nähe, beim Vokal; Wuthering Heights ist der englische Titel und als Originalaufnahme in der Übersetzung beibehalten.

Gute Idee, denn es stimmt ja: wuthering hat alles mit „wuuwuuh“ und heights mit höchstem „heigh“ zu tun, klanglich und echt in der Wortbedeutung. Nichts aber mit „wa“ oder auch „hey“ - so hat sich's offenbar ein englischverachtender Regisseur vorgestellt, der arme Leser Rolf Boysen es nicht besser gewußt, und ein Concise Oxford Dictonaryx ward nicht befragt.

Hörerin hat da ganz verwirrt Rolf Boysen mit Boy Gobert verwechselt. Radioschock. Trotz alledem läßt sich genießen, wie die schlimme Entwicklung der Handlung sich ergeben muß, eins ums andere, wie die Suberzählerin Nelly mit -schicksalert. Lang geht das nicht mehr; viel wurde schon gestorben, erbgeschlichen gar. Zwei Folgen noch und Schluß. Ein wenig wird noch gegruselt werden, geschaudert wahrscheinlich, geahnt ganz bestimmt, Charakter verabscheut und anderer, verzeihender, gepflegt. So der Stand am 2.Oktober; am 3. gab's dann ein schandhaftes Durcheinander heimlich vertauschter Texte; und das genau da, als Heathcliff schändlich im Grab der Liebsten wühlt. Wenn um die Gräber und alles zu Ende gesponnen sein wird, wäre vielleicht die beste Idee fürn SFB, die Literatursendung des Titels Die diabolischen Schwestern (zu den Bronte -Sisters von Luzia Braun) zu wiederholen; da war Pfiff drin.

Regina Stetter