Lumpensammlung fürs Lager Gießen

Gießen (taz) - In der Zentralen Auffangstelle Gießen (ZAH) informierte Regierungspräsident Alois Riehl gestern über den aktuellen Stand des Gedränges im Lager. Allein im September kamen bisher 11.660 Menschen hierher. Die meisten von ihnen sind allerdings „legale“ Aussiedler aus der DDR. Nachdem Ungarn die Grenzen geöffnet hatte, mußte das für 400 bis 500 Personen ausgelegte Lager gleichzeitig bis zu 2.000 Menschen unterbringen.

Die Menschen aus den Zügen aus Prag werden allerdings an Gießen vorbeigeleitet. Versorgungsengpässe, zum Beispiel mit Seife, sind aufgefangen. Riehl: „Das muß ja auch mal gesagt werden. Die ersten nehmen alles mit.“ Ein Aufruf des Hessischen Rundfunks zu Kleiderspenden bescherte dem Lager einen Riesenhaufen Lumpen. Lagerleiter Dörr: „Die kommen ja nicht von hinter dem Ural. Die haben Anspruch auf anständige Kleidung.“

Währenddessen entwickelt sich die Straße vor dem Lager zur Papierhalde. Die Stellenangebote sind übereinandergeklebt. Ein Sportverein sucht Handballer, ein Trabi-Fanclub Mitglieder. In der Lagergaststätte geht es drunter und drüber. Die Unternehmer drängeln sich. Versehentlich versucht eine Chefin aus dem Baugewerbe einen nordrhein -westfälischen Spediteur anzuheuern. Eine westliche Fotografin bekommt Scheine in den Hand gedrückt, als sie Geld zum Telefonieren erbittet.

hei