's neue Lähm (Teil III)

■ Heute: De neue Bardei oder de Ögologie un de Grinen

Büro des Landesverbands der Grünen: Die Grünen, Genreith.

Neubremer Walter Vochelsang: Ja, guden Tach, binsch da richtsch beim Pardeisegredariad der Grienen?

Ja, da sind Sie richtig.

Ja, hiers Vochelsang. Es is so, mir sin grade riebergegomm und nu hädsch da ä Broblem. Ich muß vielleischt vorausschiggen: Mir sind also wirglisch sähr umweldbewußt, sin mer auch schon driem gewäsn. Also de ganze Dadscha haddn mer scheen aus Holz, ganz ohne Holzschutzmiddel. Ich meen, 's war sowieso nix zu griegen. Und nu farn mir 'n Lada. Und da wolldn mer im Westen nadürlich nich gleich de neue Umweld verbesten. Ob mer da evendell 'n Gadalysador einbauen gönnte. Gönn‘ Sie mir da was raden.

Oooh! Das wird wahrscheinlich sehr schwierig. Ein Lada, sagten Sie, ist das. Ich weiß ja noch nicht mal, ob es hier in Bremen überhaupt eine Lada-Werkstatt gibt. Das sind ja nun Autos, die hier eigentlich gar nicht gefahren werden. Die gibts hier ja eigentlich gar nicht mehr. Sind Sie denn jetzt in der Telefonzelle. Da müßte doch ein Telefonbuch vor Ihnen liegen. Da müßten Sie im Prinzip reingucken, ob Sie da in den gelben Seiten - sehen Sie die? - ob Sie unter Kfz -Werkstätten eine Werkstatt für Lada finden. Ich glaube allerdings, daß es sowas im ganzen Bundesgebiet wohl nicht gibt.

Und wennsch da jetzt was finden däde, wär's denn dann vielleischt meglich, daß mer da ne gleene Hilfe kriescht von Ihnen. Ich meen, den Grienen sin ja ooch sehr für de Umweld, weil mir fangen ja grad erst an hier. Mer genntens ja später sicher zurickzahlen.

Sie meinen jetzt finanziell? Nein, die gibt's bei uns nicht. Wir sind zwar sehr für die Umwelt, aber individuelle Hilfen können wir nicht geben. Das ist doch ein bißchen zu viel verlangt. Ich muß da doch einmal ein bißchen grundsätzlich mit Ihnen reden. Ich find es ja gut, wenn Sie hier rüberkommen und sind auch für die Umwelt und setzen sich für die Ökologie ein. Aber die grüne Partei kann nicht individuelle Hilfen geben, das überfordert nicht nur unsere Finanzen. Das dürften wir auch gar nicht mit Parteigeldern. In der Bundesrepublik gibt es das Parteienfinanzierungsgesetz und dieses Parteienfinanzierungsgesetz untersagt solche Hilfen. Und daran müssen wir uns halten. Das ist das Problem.

Ich wollt ja evenduell sowieso bein Grienen Midglied wärn. Isch war ja driem auch in der Bardei un bolidisch immer sähr agdiv, missense wissen...

Ja, Mitglied werden, das können Sie auch gerne machen. Das ist aber davon doch völlig unabhängig.

Nu ist ja so, unser Jüngster, der Wilfried, der is nämlisch ä großer Freund von der Frau Gelly, der find die ganz brima. Und der sacht immer zu mir, Baba, wenn Du wiedr ne neue Bardei im Westen brauchst, na gehste zun Grienen. Nu habsch ja noch's SED-Bardeibuch. Jetzt weeßsch garnich, wiesch da rausgomm. Gönnden Se mir da nich was ausstelln, daßsch bei Ihnen Midglied wärn will und des rieberschiggen. Na würn die mich driem beschdimmd rauswerfen aus der Bardei.

Sie können doch einfach Ihr altes Parteibuch zurückschicken. Nach dem Motto „Ich brauch das jetzt nicht mehr“.

Nee, des is ja noch in der alden Wohnung driem. Un mer ham schon midn ehemalchen Nachbarn delefoniert: De Wohnung is schon verblombt. Da gommt geener mehr rein, das mer des mal vernischden gennde.

Aber die Frage ist doch, ob das überhaupt noch eine Relevanz hat. Ihre Beiträge bezahlen Sie jetzt doch sowieso nicht mehr, oder?

Nee, wolldsch eischendlich nich mär. Vielleischt gennt de Frau Gelly, die hat doch da ooch Gondakde....

Also, ich denke das ist im Prinzip doch ne ganz einfache Sache. Sie können sowieso nicht mehr in die DDR zurück.

Willsch ja ooch gar nich.

Na jetzt ganz unabhängig davon, was Sie können oder wollen. Es geht ja sowieso erst mal nicht. Jedenfalls nicht, wenn es da nicht bald mal eine Reform gibt. Und solange das Parteibuch da drüben liegt - Geld können die ja sowieso nicht mehr von Ihnen holen.

Mir gehds doch gar nich ums Geld, es gehd doch um de Iberzeuchung.

Ja natürlich, selbstverständlich. Aber da spielt doch ihr SED-Parteibuch keine Rolle.

Aber ich hab mir sachen lassen, daß mer bei Ihnen garnich Midglied wern gann, wenn mer noch in eener andern Bardei is.

Aber Sie sind doch jetzt Bundesbürger. In dem Augenblick, wo sie Bundesbürger sind, sind Sie ja eh kein SED -Parteimitglied mehr. Die gibts ja hier gar nicht. Hier gibts ja nur die DKP und die ist ja, zumindest in Bremen, auch in einer Riesenkrise und überlegt, ob sie sich auflöst.

Noch e kleene Froche. So Audogrammgarden von der Betra Gelly ham se wohl nich da. Unser Wilfried würd sich da mächtsch freun.

Nein, diesen Personenkult gibts bei den Grünen nicht. Das lehnen wir auch aus Prinzip ab.

Aber Mitglied gentsch schon bei Ihnen wern?

Ja, da kommen Sie einfach zu mir, ins Büro, und dann füllen wir Ihren Mitgliedsausweis aus. Und dann können Sie hier Mitglied werden.

Na, wunderbar, gommsch vorbei.

Nachbemerkung der Redaktion: Eine Viertelstunde nach diesem Gespräch erhielt die Redaktion einen Anruf der ebenso amüsierten wie irritierten Grünen. Landesgeschäftsführerin Erika Genreith bot Auskünfte über eine „ganz komische Geschichte“ an von „einem Typ, äh einem Aussiedler“, der sich doch tatsächlich nach einem Zuschuß für den Einbau eines Katalysators erkundigt habe: „Also der hatte einen Dialekt, den kann ich gar nicht nachmachen. Genau so wie der Trabi-Besitzer (vgl. taz vom 4.10., 's neue Lähm I), den ihr neulich in der Zeitung hattet“. Zusage der taz: Die Geschichte bringen wir. Wort gehalten!