Nicaragua verzichtet auf Waffenlieferungen

■ Künftig nur Wirtschaftshilfe durch UdSSR / Investitionen in Joint-ventures Vorübergehende Suspendierung Teil eines bilateralen Abkommens

Managua (taz) - Nicaragua verzichtet bis zu den Wahlen vom 25.Februar 1990 auf den Erwerb von Kriegsgerät, wenn die Contras bis dahin ihre Waffen niederlegen. Das ist eines der Ergebnisse des Nicaragua-Besuchs des sowjetischen Außenministers Schewardnadse. Die sowjetische Unterstützung des Landes wird in Zukunft rein wirtschaftlichen Charakter haben. Zehn Jahre nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen bildete die Begegnung Schewardnadses mit Nicaraguas Präsidenten Ortega einen Meilenstein im Verhältnis beider Länder.

Die UdSSR hat seit 1980 Wirtschaftshilfe im Gegenwert von rund 3,4 Milliarden US-Dollar gegeben, das entspricht zwei Drittel aller in Nicaragua empfangenen Leistungen. In Zukunft wollen die Sowjets ihr Kapital verstärkt in Joint -ventures investieren. Schewardnadse bestätigte, daß sein Land keine Militärberater mehr in Nicaragua unterhalte und sprach sich für Abrüstungsbemühungen in der gesamten Region aus. Wichtige Schritte dafür seien der Abbau jeglicher ausländischer Militärpräsenz und die Verringerung der Streitkräfte auf ein für die Verteidigung erforderliches Maß, so Schewardnadse. Gegenstand des 26stündigen Besuchs waren in erster Linie die Situation Zentralamerikas und die Unterbrechung der Militärhilfe. Die vorübergehende Suspendierung der Waffenlieferungen an Managua seit fast einem Jahr ist jetzt Gegenstand eines bilateralen Übereinkommens: Nicaragua verpflichtet sich außerdem, Waffen - und Munitionslieferungen in Zukunft öffentlich zu machen; die Sandinisten hatten sich in den letzten Monaten heimlich über Kuba mit Waffen eingedeckt und damit die Sowjets verärgert.

Ralf Leonhard