: Schafferinnen-Mahl Nr. 15
■ SPD-Schafferinnen wollen weiterhin „nicht alles auf die Spitze“ treiben
Solange die Bremer Wirtschafts-Patriarchen beim „Schaffermahl“ die schaffende Weiblichkeit bei Tische partout nicht dabei haben wollen und höchstens anschließend zu einem kleinen Tänzchen wieder zulassen, solange wollen die Bremer Sozialdemokratinnen ihr „Schafferinnen Mahl“ zelebrieren. Am Donnerstag verspeisten sie deshalb zum 15. Mal Hühnerfrikasse (das Kükenragout ist out), Pfeffersuppe und Bremer Rote Grütze. Erste Schafferin Elli Aulfes betonte gegenüber den PressevertreterInnen jedoch, keinesfalls werde das Schafferinnemahl „gegen“ das Schaffermahl ausgerichtet. So wollen sich die SozialdemokratInnen weiterhin mit dem Haus der Bürgerschaft als Lokalität begnügen und nicht wie die Schaffermänner das Rathaus beanspruchen. Elli Aulfes: „Man
muß ja nicht alles auf die Spitze treiben.“ „Nicht auf die Spitze treiben“ wollen die SPD-Frauen auch den Männerausschluß. SPD-Sozialsenator Henning Scherf, den sie gerne hinter offener oder vorgehaltener Hand ob seiner Frauenfeindlichkeiten rügen, hatten sie bei der Pressekonferenz eigens als Fachmann dazugeholt, vom Präsidenten der Bürgerschaft, Dr. Dieter Klink, lassen sie sich jedesmal vorm Essen eine Rede darüber halten, wie offen das Haus der Bürgerschaft doch allen Bürgern steht.
Ungleich den Wirtschaftsschaffern laden die SPD-Frauen jedoch keine Bossinnen zu Tisch, sondern „Frauen aus der Bevölkerung, die keine SPD-Mitglieder sind“. In diesem Jahr, so Elli Aulfes, haben die Schafferinnen „zurückgegriffen auf Altenheimbewohnerinnen“, auf Alte über
sechzig aus benachbarten Kirchengemeinden und Tagesstätten. Als Referentin zum Thema „Das Alter als Chance“ war die Historikerin Susanne Miller angereist. Eine lebhafte 74jährige, die mit 50 Jahren promoviert und aktivst veröffentlicht hatte und nun mit feinem Lächeln und charmigem Wiener Einschlag genau die Richtige schien, „um älteren Frauen Mut zumachen“, falls sie noch gesund und materiell abgesichert sind. Susanne Miller glaubte frau auf's Wort, wenn sie sagte: „Man muß sich auf's Alter vorbereiten, wenn man jünger ist. Im Alter ist man frei, gewisse Sehnsüchte zu befriedigen, Freundschaften zu schließen, sein Leben zu bereichern...“ Zu solch einer Referentin haben es die Wirtschafts-Schaffer bisher nicht gebracht. Selber schuld.
B.D.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen