Billige Kredite für Eigenheime in Soweto

Mit Unterstützung aus Großbritannien, der Schweiz und der Bundesrepublik wollen liberale südafrikanische Geschäftsleute Wohnungen für die schwarze Bevölkerung bauen / Fonds zur Absicherung der Geldinstitute / Hanns-Seidel-Stiftung mit 3,5 Millionen Mark dabei  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Mit großem Tusch kündigten liberale südafrikanische Geschäftsleute am Donnerstag bei gleichzeitigen Pressekonferenzen in London und Johannesburg einen Versicherungsfonds an, der es etwa 40.000 schwarzen Familien ermöglichen wird, ein eigenes Haus zu kaufen. Der Fonds in Höhe von 20 Millionen Rand (etwa 14 Mio. Mark) wird von der „Urban Foundation“, die von der Geschäftswelt finanziert wird, verwaltet. Er wird entscheidend dazu beitragen, den akuten Wohnungsmangel von derzeit 800.000 Wohnungseinheiten unter Schwarzen zu reduzieren. Offizielle finanzielle Unterstützung der Regierungen von Großbritannien, der Schweiz und der Bundesrepublik setzt allerdings auch deutliche politische Zeichen.

Vor allem die Briten, vertreten durch Botschafter Sir Robin Renwick in Johannesburg und Außenminister John Major in London, betonten ihre Unterstützung in Höhe von zwei Millionen Rand (etwa 1,4 Mio. Mark). Renwick hob jedoch hervor, daß der größte Teil des Geldes von südafrikanischen Unternehmen kommt. Nur auf dieser Grundlage sei die britische Regierung bereit, sich an dem Projekt zu beteiligen. Gleichzeitig betonte er, daß die Briten 50 Millionen Rand (etwa 35 Mio. Mark) für Bildungsprojekte in Südafrika bereitstellen.

Für die britische Regierung ist es zur Zeit besonders wichtig, einen guten Eindruck mit ihrer Südafrikapolitik zu machen. Am 18. Oktober beginnt in Kuala Lumpur ein Gipfeltreffen der Commonwealth-Staaten. Premierministerin Margaret Thatcher wird ihren Widerstand gegen die Verhängung von Sanktionen gegen fast alle anderen Commonwealth -Mitglieder verteidigen müssen. Sie wird das neue Behausungsprojekt als erfolgreichen positiven Eingriff in Südafrika darstellen, von dem die schwarze Mehrheit profitiert. Im Gegensatz dazu wird sie Sanktionen verurteilen, weil diese negativen Maßnahmen vor allem den Schwarzen schaden.

Tatsächlich ist der Beitrag der Briten zu dem Projekt erheblich kleiner als die Unterstützung der bundesdeutschen Hanns-Seidel-Stiftung. Diese beträgt etwa 3,5 Mio. Mark, während die Schweiz eine Million Rand (700.000 Mark) beiträgt. Der Fonds soll Banken und Bausparkassen gegen das Risiko versichern, das sie angeblich mit der Kreditvergabe an weniger gut verdienende Schwarze eingehen. Er wird für die Banken andererseits neue Kredite in Höhe von mindestens einer Milliarde Rand (700 Mio. Mark) anregen.

Diese Stimulierung der südafrikanischen Privatwirtschaft wird sicher von der Hanns-Seidel-Stiftung besonders gerne gesehen. Bausparkassenchef Bob Tucker, einer der Initiatoren des Projekts, wertet es jedenfalls als Erfolg: „Das wichtigste ist, daß die drei Regierungen bereit sind, Geld für eine Initiative des Privatsektors bereitzustellen, wenn alle anderen davon reden, sich aus Südafrika zurückzuziehen“, sagte er gegenüber der taz. „Das hat natürlich auch einen wichtigen Multiplikatoreffekt.“

Mehr als fünf Millionen Menschen in Südafrika haben keine permanente Unterkunft. Und in den schwarzen Townships leben bis zu 22 Menschen in Häusern, die kaum mehr als 40 Quadratmeter Wohnfläche haben. Der Staat hat sich in den letzten Jahren aus dem Wohnungsbau zurückgezogen. Die Privatwirtschaft konnte bisher nur Häuser für wohlhabendere Schwarze bauen, die zehn Prozent der städtischen schwarzen Bevölkerung ausmachen. Für billigere Häuser gab es keine Kredite. Das soll nun anders werden. Bis zu 45 Prozent der städtischen Schwarzen sollten ein Haus kaufen können. Die Mehrheit aller Schwarzen, also 55 Prozent der städtischen schwarzen Bevölkerung und fast alle Bewohner ländlicher Regionen werden sich nie ein Eigentumshaus leisten können. Für sie, die armen Bewohner endloser Slumsiedlungen, ist nach wie vor keine Verbesserung in Sicht.