Moskau-Ticket für Peres

■ Israels stellvertretender Regierungschef offiziell eingeladen Hintergrund sind die Bemühungen um Frieden im Nahen Osten

Tel Aviv (taz) - Nun ist es offiziell: Der stellvertretende israelische Ministerpräsident und Finanzminister Shimon Peres ist nach Moskau eingeladen worden. Ein Termin für die Reise steht zwar noch nicht fest, aber in Jerusalem geht man davon aus, daß sie noch in diesem Jahr stattfinden wird. In einer Sendung des hebräischen Programms von Radio Moskau hieß es, der Kreml hoffe, daß die Visite dazu beiträgt, die Beziehungen zu Israel zu normalisieren. In der sowjetischen Einladung werden die Entwicklung des Handels und der wirtschaftlichen Beziehungen als wichtige Themen der Gespräche in Moskau genannt. Peres wird dort unter anderem mit Außenminister Edward Schewardnadse und möglicherweise auch mit Gorbatschow zusammentreffen.

In Israel und der Sowjetunion wird dem Besuch von Peres, der auch Führer der Arbeiterparei ist, große Bedeutung zugemessen. In Jerusalem hieß es, daß es noch nie derartig hochrangige Politikerbesuche gegeben habe, selbst dann nicht, als beide Länder noch diplomatische Beziehungen unterhielten, die 1967 abgebrochen worden waren. Hintergrund der jüngst erfolgten Wiederannäherung zwischen Israel und der UdSSR sind unter anderem die Bemühungen um einen Friedensprozeß im Nahen Osten. Die UdSSR tritt für eine Konferenz ein, bei der alle Beteiligten sowie die ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates an einem Tisch sitzen.

Offiziell macht die Moskauer Führung die Wiederaufnahme der Beziehungen von israelischen Zugeständnissen im Friedensprozeß abhängig. Der jüngst erfolgte neuerliche Botschafteraustausch zwischen Israel und Ungarn wurde von der Sowjetunion jedoch indirekt gelobt. Gleichzeitig kam es bereits in den letzten zwölf Monaten zu einem verstärkten kulturellen Austausch zwischen beiden Ländern. So hat das Moskauer Bolshoi-Ballett beispielsweise gerade eine Tournee in Israel beendet, und im nächsten Jahr werden zwei bekannte israelische Theaterensembles Vorstellungen in der Sowjetunion geben.

Amos Wollin