Katzen gibt's für drei Mark, Kläffer ab 30

■ Welt-Tierschutz-Sonntag mit Walter Momper im Tierheim Lankwitz / „Hundegebell ist ja doch sehr belastend“

Hektor ist alt, neun Jahre, und wenn er mit seinem ausgemergelten Schäferhundskörper gegen das Zwingergitter springt, kracht es dumpf. Weil gestern Welt-Tierschutz -Sonntag angesagt war, ist er mit 200 anderen Hunden hinter Gittern den ganzen Tag nicht zur Ruhe gekommen. Die Besucher des Tierheims Lankwitz haben sich durch das „Struppi-Haus“ gedrängelt und bei dem einen oder anderen Vierbeiner genickt: „Den nehmen wir!“

Zur Feier des Tages und noch angetörnt vom „Tierschutzgottesdienst“ am Morgen kaufte das Publikum mehr Tiere als sonst ein. Mischlinge ab 30 Mark, Rassehunde kosten um die 100. Am billigsten im Massenangebot sind da noch die Katzen: die gibt's schon ab drei Mark. (Mal sehen, wie lange es braucht, bis die wieder im Tierheim landen, d.Red.) Weil Schäferhund Hektor häßlich ist und wie viele Hunde hier zum alten Eisen gehört, nickt bei ihm niemand. „Im letzten Jahr wurden allein 2.500 Hunde bei uns eingeliefert. Meistens setzen die Besitzer ihre Tiere vor den großen Ferien aus“, erklärt Volker Wenk, Leiter des Tierheims Lankwitz. „Viele alte Tiere kommen hier nie mehr weg, und die Tendenz, Haustiere auszusetzen, nimmt momentan erschreckend zu.“

Weil die Aufnahmekapazitäten des Tierheims erschöpft sind, werden in den nächsten Wochen 60 Hunde nach Westdeutschland verlegt. Die Ex-und-Hopp-Mentalität vieler Besitzer gegenüber ihren Zöglingen beschert dem Heim auch Exoten: zehn Großkäfige für Affen, Schweinekoben und ein Freigehege für Biber sind ständig belegt.

Um Hunde, Katzen, Kleintiere und diverse Nager zu verpflegen, wird pro Tag eine halbe Tonne Fleisch und Gemüse verfüttert. Zum diesjährigen Welttierschutztag wurde auf dem Gelände des Tierheims ein Tier-, Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz-Pavillon eröffnet.

Haupt-Promi Walter Momper, der für die Einweihung gekommen war, lernte bei seinem Rundgang durch die Tierhäuser auch die benachbarten Anwohner des Tierheims kennen. Genervt von dem Dauergebell der Hunde im Freilaufgehege forderten sie Abhilfe gegen den Lärm. Den geplanten Ausbau des Tierheims, das aus allen Nähten platzt, lehnen sie ab. Der Regierende hielt sich dazu eher bedeckt. Momper verständnisvoll: „Man muß Kompromisse finden. Hundegebell ist ja doch sehr belastend, so unregelmäßig.“

tif