„Nie von H-Dealern kaufen...“

■ Kiez-Kurzumfrage: Ist Kiffen politisch ein Problem? / Wo kommt das Dope her, und von wem sollte man es kaufen? / Ist endlich Legalisieren angesagt?

Drogenhandel, Drogenmafia, Drogensucht: Heroin aus dem Iran, Opium aus Afghanistan, Haschisch aus dem Libanon, Kokain aus Südamerika - das Geschäft mit Drogen blüht, die Nachfrage ist so groß wie nie zuvor. Der große Drogendeal, das Rauschgift als Machtmittel, um Menschen in Gettos ruhigzustellen, als Zahlungsmittel für Waffen, Panzer und Raketen, die Zusammenarbeit von CIA und Drogenkartellen ist bekannt.

Der effiziente Handel läuft vor allem mit den sogenannten harten Drogen, besonders mit Heroin. Mit Marihuana und dem Harz der Cannabispflanze, dem Haschisch, lassen sich auf dem internationalen Drogenmarkt nur geringe Gewinne erzielen. Immer wieder zitiertes Argument: Haschisch sei eine Einstiegsdroge. Dennoch erfreuen sich die weichen Drogen in der linken Szene äußerst großer Beliebtheit: Auf guten - und vor allem auf schlechten - Feten wird gekifft, und das, obwohl der Handel mit diesem Rauschgift für die politische und wirtschaftliche Elite von Ländern wie der Türkei, Afghanistan oder dem Libanon ein lukratives Geschäft ist. Was meint die Szene dazu?

Student, 28 Jahre: „Was soll das, ich kann das Zeugs auch selber anbauen, insofern habe ich mit diesen Ländern überhaupt nichts zu tun. Und selbst wenn: Die großen Drogengeschäfte, das Geschäft mit der Sucht, wird sicher nicht mit Haschisch gemacht. Wenn ich kiffe, dann tue ich das, um mich zu entspannen, mal abzuschalten. Politisch habe ich da keine Probleme.“

Frau, 26, in einer Kreuzberger Kneipe: „Ich finde, Haschisch sollte legalisiert werden. Das Geld, das dafür verwendet wird, damit die Polizei nach Haschischhändlern und -besitzern fahnden kann, sollte lieber in Drogenberatungsstellen und Therapieprojekte gesteckt werden, damit denen geholfen wird, die tatsächlich an der Nadel hängen. Denen geht es echt dreckig, denen muß geholfen werden. Wenn ich kiffe, braucht mir keiner zu helfen. Ich weiß nicht genau, wo das Dope herkommt, ist mir aber auch egal.“

Studentin, 29 Jahre: „Haschisch als Einstiegsdroge, wenn ich so einen Schwachsinn höre! Es ist erwiesen, daß man von Haschisch überhaupt nicht süchtig wird. Früher mal, da hatten die (Verkäufer) so'ne Masche drauf und haben behauptet, es gäbe zur Zeit kein Haschisch. Statt dessen ham'se dann versucht, zu Dumping-Preisen das Heroin auf den Markt zu werfen. Bei manchen hat's funktioniert. Deswegen habe ich den Grundsatz: Nie von Leuten kaufen, die auch mit Heroin dealen.“

Mann, Mitte 20: „Ich würde überhaupt nie auf der Straße was kaufen. Erstens könnten sie mich erwischen, und zweitens weißte nie, was du da kriegst. Ich habe da meine Leute, und denen glaube ich auch, wenn sie sagen, das kommt aus Holland. Außerdem - die paar Gramm, die ich zu mir nehme, haben sicher noch nie jemanden reich gemacht. Dies ganze Cola-Zeug, was die Leute hier saufen, diese amerikanische Zuckerdroge, die finde ich wesentlich schlimmer.“

Punkerin am Kottbusser Tor: „Wegen mir sollen sie alles legalisieren. Ich steh‘ nicht auf harte Drogen, aber kiffen finde ich okay. Wenn das alles legal ist, dann versuchen wenigstens die Dealer nicht mehr, ihre skrupellosen Geschäfte zu machen, und kein Zuhälter kommt auf die Idee, die Frauen süchtig zu machen, damit sie anschaffen gehen Beschaffungsprostitution oder wie das heißt. Alles legalisieren, das ist meine Meinung.“

Mann, 24, in einer Kreuzberger Kneipe: „Echt, wenn sich ein Fixer den Goldenen Schuß verpaßt, dann gibt es immer großes Geschrei. Aber hast du schon mal einen an Haschisch krepieren sehen? Guck dir mal die Alkoholiker an, die saufen legal. Da schert sich niemand um die Tausende von Alkoholtoten, die an diesem ach so wunderbaren Gesöff krepieren. Dabei sind Alkohol und Tabletten viel bessere Einstiegsdrogen, um auf Heroin zu kommen. Kiffen finde ich wirklich harmlos: Du kommst gut drauf und hast am nächsten Tag keinen schweren Kopf. Und es macht nicht süchtig.“

Student, 27 Jahre: „Es törnt - is doch prima.“

Martina Habersetzer