Bieder und farblos

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(Euro, Freitag 13.45 Uhr, ZDF; Europamagazin, Samstag 13.05 Uhr, ARD) Mit den Klängen von Beethovens „Freude, schöner Götterfunke...“ als Eingangsmusik startete das ZDF am Freitag seine wöchentlich ausgestrahlte neue Magazinsendung Euro. Doch der Funke der Europabegeisterung wird kaum auf den Fernsehzuschauer übergesprungen sein. Schon in der Präsentation erwies sich Euro als bieder und farblos.

Euro tritt nach Angaben des ZDF an, um über Europa politisch zu informieren und kulturelle Hintergründe zu beleuchten. Bei der Premierensendung am Freitag wurde dieser Anspruch nicht eingelöst. Warum in aller Welt muß eine Sendung zu dem Schwerpunktthema Trinkwasser mit einem Bericht über eine Mineralwasserparty in einer Hamburger Szenedisko aufmachen? Als ob das Thema nicht mehr hergegeben hätte. Die Problematik der Wasseraufbereitung wurde lediglich am Beispiel von zwei EG-Ländern dargestellt. Dabei wird sich manch ein Fernsehzuschauer gefragt haben, warum ZDF-Mitarbeiter Gerhard Maier ausgerechnet die Trinkwasserversorgung in Südwest-Wales unter die Lupe genommen hat, ist dieser Landstrich nach Angaben des Journalisten doch einer der wenigen in Großbritannien, wo die Welt in puncto Trinkwasser noch halbwegs in Ordnung ist.

Wie wichtig den Verantwortlichen in der ZDF-Sendezentrale das Thema Europa ist, das zeigt sich auch am Sendeplatz, den man Euro zugewiesen hat: freitags um 13.45 Uhr. Wer sitzt denn da vor dem Fernsehgerät? Doch höchstens eine Handvoll Hausfrauen und -männer oder Schüler, denen der Lehrer „Euro gucken“ als Hausaufgabe aufgegeben hat.

Die ARD kommt da mit ihrem Europamagazin, das einen Tag später Premiere hatte, nicht besser weg: samstags um 13.05 Uhr, wenn sich die Bundesbürger mit vollbepacktem Einkaufswagen in langen Schlangen vor den Kassen in den Supermärkten drängeln, geht das Europamagazin über den Äther, das abwechselnd von SWF und WDR ausgestrahlt wird. Die Reportagen über deutsche Lehrer in England und Ungarn waren recht informativ. Sie haben vielleicht den einen oder anderen Jungakademiker dazu angeregt, bei der Jobsuche auch einmal über den bundesrepublikanischen Tellerrand zu schauen - wenn er sie denn gesehen hat.

Gleichermaßen langweilig bei ARD und ZDF: Europa-Info und Euro-Tip, eine Ratgeberrubrik, die dem Zuschauer praktische Tips im Umgang mit europäischen Institutionen geben soll. Fazit: Bis 1992 kann es nur besser werden.

bu