Duck-Aktien als Dukaten-Esel

Die Branche der Freizeitparks weist einige Pleiten auf Briten: Der Mäuse wegen ins Land der Frogs  ■ D.D.s erster Flop seit Ausbruch der Panzerknacker?

Seit gestern sind die „Euro-Disneyland„-Aktien im Handel. Für 72 Franc (circa 21 Mark) kann ein Teil des zukünftigen größten Freizeitpark Europas erstanden werden. Die Promotoren versprechen dicke Dividenden. Denn schon 1992 wird mit elf Millionen Besuchern gerechnet. Bei etwa 150 Franc Eintritt pro Nase kommen die Duck-Manager auf einen Gewinn von 132 Millionen Franc. Der Aktienkurs soll dann auf 125 Franc gestiegen sein. Ein todsicheres Geschäft also, diese Duck-Aktie. Oder?

Mit Besorgnis denken die Investoren an das traurige Schicksal der Schlümpfe, deren Freizeitpark „Big Bang Schtroumpf“ in Lothringen einst auch eine glänzende Zukunft vorhergesagt wurde. Doch in diesem Jahr kamen statt der geplanten 1,8 Millionen Besucher nur 800.000, so daß die Schlumpf-Aktionäre 100 Millionen Franc Kapital nachzahlen mußten, um die Pleite abzuwenden. Die Zahl der Beschäftigten wird im nächsten Jahr halbiert werden. Worauf die Schlümpfe Anfang September in einen 24stündigen Warnstreik gingen.

Offensichtlich ist der Freizeitmarkt angesichts hoher Eintrittspreise, Wetterabhängigkeit und langer Anfahrtswege begrenzter, als die PR-Profis glauben machen wollten. In Nizza hat gerade ein Traumland „Zygofolies“ Konkurs anmelden müssen, und selbst der wackere Nationalheld Asterix mußte die Aktionäre seines „Parc Asterix“ im Norden von Paris zu einer Kapitalerhöhung von 154 Millionen Franc bitten: das Defizit für 1989 wird siebzig Millionen Franc ausmachen. Und wie soll es erst werden, wenn die Mäuseinvasion ins Marnetal stattgefunden haben wird?

Doch auch die elf Millionen jährlichen Euro-Disneyland -Besucher beruhen auf heroischen Schätzungen. 5,6 Millionen sollen aus dem Ausland kommen. Aber welcher Bundesbürger etwa wird die drei Stunden Fahrt auf sich nehmen, wenn in Oberhausen erst das „World Tourist Center“ steht und mittlerweile fast jedes Bundesland seinen eigenen Freizeitpark hat? Und wieviele Briten werden sich der Mäuse wegen ins Land der „frogs“ wagen, solange der Kanaltunnel nicht fertiggestellt ist (und letzteres kann angesichts der stetig steigenden Kosten noch eine Weile dauern)? Auch die Wetterbedingungen im Departement Seine-et-Marne sind denen Floridas nur schwer vergleichbar: pro Jahr wurden 250 Nebel und Regentage gemessen.

smo