Tote im Wahlkampf in Namibia

DTA-Anhänger gehen gegen Swapo-Unterstützer im Norden Namibias vor / Am Wochenende bei Sam Nujoma-Auftritt zwei Tote und über 30 Verletzte / Viele „Koevoet-Mitglieder“ untergetaucht  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Zwei Menschen kamen ums Leben und mindestens 31 wurden bei Kämpfen zwischen Anhängern verschiedener politischer Parteien am Wochenende im Norden Namibias verletzt. Unterstützer der südwestafrikanischen Volksorganisation Swapo, die von der ersten Versammlung des Swapo-Präsidenten Sam Nujoma im Norden des Landes am Samstag zurückkehrten, wurden von Mitgliedern der konservativen „Demokratischen Turnhalle Allianz“ (DTA) angegriffen. Dabei kamen Schußwaffen und Handgranaten zum Einsatz. „DTA-Anhänger griffen eine Schule an, in der Swapo-Anhänger versammelt waren“, sagte Derek Brune, Sprecher der Polizei im Norden Namibias, wo die Swapo ihre größte Anhängerschaft hat. „Sie haben auf jeden geschossen, auch auf die Polizei.“ Einer der Toten war ein Polizist. Viele DTA-Anhänger sind ehemalige Mitglieder von inzwischen aufgelösten, berüchtigten Sondereinheiten des südafrikanischen Militärs und der Polizei, die besonders im Norden des Landes, dem Hauptterrain des Bürgerkriegs, die Bevölkerung terrorisierten. Die „Koevoet“ (Brecheisen) Polizeisondereinheit sollte schon vor zehn Tagen endgültig aufgelöst werden. Doch Beobachter der „United Nations Transition Assistance Group“ (UNTAG) stellten fest, daß etwa 300 Mitglieder der Einheit nicht anwesend waren. Deshalb sollte die Einheit gestern noch einmal aufgelöst werden. „Koevoet“ ist für zahlreiche brutale Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung während des mehr als 20 Jahre andauernden Krieges gegen die Swapo berüchtigt.

Nujoma hatte am Samstag vor einer Menge von 70.000 Swapo -Anhängern zur Versöhnung mit den weißen Besetzern des Landes aufgerufen. „Wir heißen unsere Brüder in der Armee und der Polizei, die früher unsere Feinde waren, bei uns willkommen und bitten sie, zusammen mit uns ein blühendes neues Namibia aufzubauen“, sagte Nujoma. DTA-Anhänger hatten schon vor zehn Tagen Swapo-Unterstützer im Norden des Landes angegriffen. Und das, obwohl Swapo und DTA im September ein Wahlabkommen unterzeichneten, das die Anmeldung von politischen Versammlungen und die Verhinderung von Gewalt vorschreibt. Die Wahlen in der letzten Kolonie Afrikas sollen vom 7. bis 11.November stattfinden.