Kapital gibt Nachhilfe

Erste sowjetische Zeitung mit ausländischem Verleger Konzept: „Wie werde ich erfolgreicher Geschäftsmann?“  ■ DRUSCHBA mit der Marktwirtschaft

Eine neue Zeitung ist in diesen Tagen an den Kiosken der Sowjetrepublik Estland zu finden: 'Äripäev‘, was übersetzt Geschäfte heißt. Wie der Name schon sagt, gedacht für alle, die Geschäfte machen wollen - private Geschäftsgründungen sind in Estland ab dem 1. Januar kommenden Jahres unbegrenzt möglich. Geschäfte machen will mit dieser Zeitung - bislang einmalig - der Stockholmer Bonnier Verlag, der unter anderem die schwedische Wirtschaftszeitung 'Dagens Industri‘ herausgibt.

Die erste Wirtschaftszeitung und dann auch noch ein ausländischer Verleger: Möglich geworden zum einen durch die Aufhebung der Zensur, zum anderen durch Papierlieferungen aus Schweden. Die Idee für das Blatt und das - wie es wohl für eine „richtige“ Wirtschaftszeitung nicht anders zu gehen scheint - rosarote Papier soll auf mittlere Sicht das einzig Schwedische an 'Äripäev‘ bleiben. Geschrieben, gesetzt und gedruckt auf estnisch und russisch wird in Tallin. Bis Ende des Jahres monatlich in einer Auflage von 25.000, ab Januar wöchentlich mit einer angepeilten Auflage von 60.000 Exemplaren.

Es herrsche in Estland ein großes Interesse an Wirtschaftsinformationen, will Hasse Olsson, Chefredakteur von 'Dagens Industri‘ und Kopf des 'Äripäev'-Projekts herausgefunden haben: „Die Zeitung wird zunächst einen stark pädagogischen Einschlag haben. Wir wollen darüber schreiben, wie man ein Geschäft gründet, es richtig leitet, Produkte vermarktet und so weiter.“ Er ist nicht nur optimistisch, daß Zehntausende estnischer tatsächlicher oder Möchtegern -Kapitalisten sich brennend für die Lektionen im Privatkapitalismus interessieren, sondern peilt schon neue Ziele an. Mit der russischsprachigen Ausgabe soll - sobald überall im Sowjetreich Geschäftsgründungen möglich sind der ganz große Markt erschlossen werden.

Reinhard Wolff/Stockholm