Bricht das Eis in der Antarktis-Runde?

Der Pariser Meeresbiologe Jacques-Yves Cousteau hofft auf die Antarktis-Konferenz / Schutz der Antarktis muß auch Aspekte des Tourismus, der Schiff- und Luftfahrt umfassen  ■ I N T E R V I E W

Jeden Sonntag fragt eine Pariser Wochenzeitung ihre Landsleute: „Welche Persönlichkeit ist Ihnen am wichtigsten?“ Die Antwort ist immer die gleiche: Jacques -Yves Cousteau. Der 79jährige Meeresforscher ist nicht nur Mitglied der „Academie Francaise“. Durch die Aktivitäten seiner „Stiftung Cousteau“ zur Rettung der Meere ist er auch Gallionsfigur der wachsenden Ökologiebewegung in Frankreich geworden. Im Juni letzten Jahres startete Cousteau eine Kampagne für den Schutz der Antarktis und gegen die „Konvention von Wellington“. Innerhalb weniger Wochen sammelte er 1,2 Millionen Unterschriften in Frankreich.

taz: Was erwarten Sie von der Pariser Tagung der Unterzeichnerstaaten?

Jacques-Yves Cousteau: Ich weiß nicht, was letztendlich entschieden wird, aber endlich wird ernsthaft diskutiert, das ist sehr wichtig. Wir haben immer auf den Dialog gesetzt. Rocard hat in seiner Eröffnungsrede unsere Ideen vertreten und festgestellt, daß die antarktischen Eisreserven für das globale Klima von entscheidender Bedeutung sind. Ich hoffe, daß hier auf der Konferenz, zu der wir als Beobachter zugelassen sind, ein Treffen für das nächste Jahr beschlossen wird. Dann kann eine globale Konvention diskutiert und abgestimmt werden, die alle Aspekte eines Schutzes der Antarktis umfaßt: also auch Tourismus, Schiff- und Luftfahrt, etc..

Bisher haben sich aber nur Australien und Frankreich geweigert, „Wellington“ zu unterschreiben?

Nein, die Parlamente von Belgien, Italien und Indien haben es ebenfalls abgelehnt, die Konvention zu ratifizieren. Wir haben außerdem schriftliche Stellungnahmen der Staatspräsidenten von Brasilien und Mexiko, daß sie unsere Aktion unterstützen.

Meinen Sie, daß sich an der US-amerikanischen Haltung etwas ändern läßt?

Die amerikanische Delegation vertritt nicht die USA. Ich komme gerade aus Washington zurück und habe feststellen können, daß Senat und Repräsentantenhaus der Konvention von Wellington feindlich gegenüberstehen. Der Text würde niemals ratifiziert werden. Der Delegation tut es einfach leid um die acht Jahre Arbeit, die sie an die Konvention von Wellington verschwendet haben.

Was sind die nächsten Schritte der Kampagne?

Selbst wenn sich die Unterzeichnerstaaten auf die Notwendigkeit einer globalen Konvention und eines Naturparks einigten, bedürfte es einer Kontrollinstanz. Es ist nötig, ein Antarktis-Sekretariat einzurichten, dem dann Schritt für Schritt mehr Kompetenzen zugestanden werden.

Interview: Alexander Smoltczyk