Countdown für Plutonium-Shuttle

■ Am Montag wurde die letzte Phase der Startvorbereitungen für die Raumsonde „Galileo“ eingeläutet / Starke bundesdeutsche Beteiligung an der Weltraum-Mission / Warnungen von Umweltgruppen

Washington/Berlin (dpa/taz) - Der Countdown für „Galileo“ läuft. Trotz der angekündigten Blockaden und der noch ausstehenden Gerichtsentscheidung über den umstrittenen Start der Raumfähre „Atlantis“ mit der Jupiter-Sonde „Galileo“ im Gepäck begann am Montag um 13 Uhr auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral planmäßig die letzte Phase der Startvorbereitungen. Am Donnerstag will das Plutonium -Shuttle abheben. Gestern sollte das Bezirksgericht in Washington über das von Umweltgruppen beantragte Startverbot entscheiden.

Wie berichtet, ist „Galileo“ mit zwei Plutonium -Atombatterien ausgerüstet, welche die Sonde mit der notwendigen Energie versorgen sollen. Wegen des „sonnenfernen Raums“, in den die Jupiter-Sonde eindringen soll, wird sie nicht mit Solarenergie versorgt. US -Umweltgruppen haben nochmals davor gewarnt, daß bei einer Explosion der Raumfähre die 22 kg Plutonium freigesetzt und die Region um Cape Canevaral mit ihren zwei Millionen Einwohnern innerhalb des 80-Kilometer-Radius verseucht werden.

Am Montag hatten auch bundesdeutsche Umweltaktivisten vor der US-Botschaft in Bonn gegen den Start der Raumsonde demonstriert. Die Grünen warnten gestern ebenfalls vor dem „unakzeptablen Risiko“ eines Starts. Wären die Plutonium -Batterien an Bord der 1986 explodierten „Challenger“ gewesen, wäre „der US-Bundesstaat Florida heute unbewohnbar“, warnte Wolfgang Kühr von der Bundesarbeitsgemeinschaft Energie der Grünen.

Die BAG hatte auf ihrer Sitzung am Wochenende über „Galileo“ diskutiert. Nach dem Start dieser Raumsonde werde „eine ganze Serie militärischer Satelliten mit demselben Plutonium-Generator an Bord in den nächsten Jahren gestartet werden“. Kühr wies auch auf die starke bundesdeutsche Beteiligung an dem bislang kompliziertesten Raumfahrt -Projekt der USA hin.

In der Bundesrepublik bei MBB wurde das Antriebssystem des Orbiters sowie zwölf Steuer-Triebwerke entwickelt. Zudem ist eine Reihe von Wissenschaftlern der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt, der Max-Planck -Institute Lindau und Heidelberg sowie der Universitäten Bonn und Kiel am wissenschaftlichen Programm beteiligt. Eduard Bernhard vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz sprach gestern von einer „direkten Beteiligung“ bundesdeutscher Firmen und Wissenschaftler.

An Bord der Raumfähre „Atlantis“ werden fünf Astronauten ins All geschickt, die nach dem Aussetzen der Sonde die Fähre wieder auf die Erde zurückbringen (sollen). „Galileo“ wird nach den Nasa-Plänen mehr als sechs Jahre unterwegs sein und am 7. Dezember 1995 am Jupiter, dem Ziel der Mission eintreffen. Die US-Weltraumforscher erhoffen sich neue Erkenntisse über Planeten, Monde, Asteroiden und die von den Voyager-Missionen bekannten bunten Bilder aus dem All, aber vor allem: weiteren Image-Gewinn nach dem noch immer spürbaren Challenger-Schock.

-man