: Kartell mordet Journalisten
■ Drei Angestellte der kolumbianischen Zeitung 'El Espectador‘ erschossen Redaktion soll Medellin verlassen / Andernfalls drohen weitere Morde
Bogota (ap/afp) - Der Rachefeldzug der kolumbianischen Drogenmafia gegen JournalistInnen, die ihre Machenschaften anprangern, geht weiter. Am Dienstag ermordeten Agenten der Drogenmafia in Medellin, der Hochburg des Kokainhandels, zwei Angestellte der Zeitung 'El Espectador‘ und den Verlagsleiter der Zeitschrift 'El Cronista Democratico‘. Auch den elf restlichen Angestellten von 'El Espectador‘ wurde mit ihrer Ermordung gedroht.
Nach Mitteilung eines Zeitungssprechers wurden im Abstand von einer Stunde die Büroleiterin des 'El Espectador‘ in Medellin, Marta Luz Lopez, und der Vertriebsleiter Miguel Soler durch Schüsse von fahrenden Motorrädern aus umgebracht.
Die tödlichen Schüsse auf den 55jährige Roberto Sarasty fielen aus einem fahrenden Auto. Der Rundfunk- und Zeitungsreporter Sarasty, der in früheren Jahren im Senat gesessen hatte, war zuletzt Herausgeber der Zeitschrift 'El Cronista Democratico‘.
In anonymen Telefonanrufen bekannten sich „Extraditables“ zu den Morden. Als „Extraditables“ werden in Kolumbien Leute bezeichnet, die im Verdacht des Drogenhandels stehen und deshalb mit ihrer Aus lieferung an die USA rechnen müssen.
Ein Redakteur von 'El Espectador‘ berichtete später, die Kokainmafia verlange von der Hauptstadtzeitung, daß sie ihre Niederlassung in Medellin binnen drei Tagen schließe. Die dortigen MitarbeiterInnen müßten Medellin in dieser Frist verlassen. Andernfalls würden sie ebenfalls ermordet.
'El Espectador‘, ein mutiger publizistischer Wortführer im Kampf gegen die Drogenbosse, hat bereits ein halbes Dutzend seiner Redakteure durch Mord verloren. 1986 wurde der damalige Chefredakteur der Zeitung, Guillermo Cano, von der Drogenmafia ermordet. Anfang September zerstörte ein Sprengsatz das Verlagsgebäude von 'El Espectador‘ in Bogota zum größten Teil. Bei dem Attentat wurden 84 Menschen verletzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen