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„Weserkraftwerk später, vielleicht“

■ Stadtwerke-Chef Czichon: Wasserkraft? Nein danke / Wollen Stadtwerke Großkraftwerk bauen?

Die Stadtwerke Bremen verharren in Sachen Weserkraftwerk bei ihrer eher ablehnenden Haltung, in Sachen Fernwärmeausabu im Bremer Westen aber kommt Bewegung in die bislang hinhaltende Position. Das ist ein Fazit einer Diskussionsveranstaltung, zu der am Mittwochabend der Ortsverein Altstadt der SPD den Stadtwerkedirektor Günther Czichon (SPD) und den ehemals stellvertretenden Vorsitzenden Cornelius Noack (SPD) geladen hatte.

„-zig Millionen“, so Günther Czichon, wollen die Stadtwerke im kommenden Jahr in erste Ausbaumaßnahmen für ein Fernwärmenetz im Bremer Westen stecken. Die dort im Kraftwerk Hafen bei der Stromproduktion erzeugte Wärme wird bislang in die Luft gepustet. Der Bremer Energiebeirat hatte die Stadtwerke mehrfach aufgefordert, die zögerliche Haltung in Sachen Fernwärmeausbau aufzugeben. Die Ankündigung Czichons ist das erste Signal, daß dies nun geschieht, auch wenn die „großen Investitionsentscheidungen“ nach wie vor ausstehen.

Czichon wollte in der Debatte zwar nicht die Unternehmenspolitik der letzten 20 Jahre rechtfertigen, doch in den fünf Jahren seiner Vorstandstätigkeit, so meint er, „haben wir die Zeichen der Zeit erkannt“. Kein Zeichen der Zeit ist für den Stadtwerke-Vorstand der Bau des Weserkraftwerkes. Auf die Einschätzung des SPD-Abgeordneten Herbert Brückner, das Kraftwerk werde entweder jetzt oder nie gebaut, entgegenete Czichon: „Meine Position ist: Jetzt nicht - später vielleicht. Nicht: später gewiß.“

Diese positive Einschätzung der Stadtwerkepolitik mochte Cornelius Noack so nicht gelten lassen. „Fast alle Stadtwerke in der Bundesrepublik haben die Zeichen der Zeit 20 Jahre früher erkannt.“ Und in Erinnerung an die Zahlenspielereien, mit denen die Stadtwerke vor dreieinhalb Jahren den Bau des Kraftwerkes Hastedt und nun den Bau des Weserkraftwerkes verhindern wollten, meinte Noack: „Es gibt Probleme, alles für bare Münze zu nehmen, was in Sachen Finanzierung aus den Stadtwerken heraus

kommt.“ Besonders ärgerte sich Noack über Czichons Bemerkung, er wolle die jährliche Abführung von 100 Millionen Mark nicht in Frage stellen. Noack: „Eine Einladung: 'Sahnt mal bei uns ab.‘ Das ist erschreckend.“ In Sachen Weserkraft warnte Noack allerdings davor, sich nur diese Rosine aus dem Konzept des Energiebeirates herauszupicken. Sonst bestünde die Gefahr, daß der Finanzsenator für dieses Kraftwerk einen Zuschuß zahle und sich der Senat mit diesem Prestigeobjekt aus der energiepolitischen Diskussion verabschiede. Noacks Credo: „Es muß ein Gesamtkonzept her.“

In der Diskussion wies Herbert Brückner darauf hin, daß es mit dem Antrag der SPD-Fraktion in der Bürgerschaft, daß noch dieses Jahr ein Planfeststellungsverfahren für das Kraftwerk eingeleitet werden solle, nicht getan sei. „Die Stadtwerke müssen erst einen entsprechenden Antrag stellen“, meinte Brückner. Und dazu muß der Vorstand vom Aufsichtsrat legitimiert werden. Aufsichtsratsvorsitzender ist Bürger

meister Klaus Wedemeier.

Für SPD-Mitglied Eddo Lübbing war es angesichts der Stadtwerke-Haltung zum Weserkraftwerk zweifelhaft, daß sich das Unternehmen inzwischen von der Ideologie, Großkraftwerke zu bauen, verabschiedet hat. Sein Beleg: Die Stadtwerke haben sich bereits jetzt ein großes Grundstück neben dem Kraftwerk Hafen gekauft und für 10 Jahre verpachtet. Dann aber wird vermutlich das alte Kraftwerk Hafen die Stromproduktion reduzieren oder einstellen müssen. Lübbing: „Mein Verdacht ist, die Stadtwerke wollen dort dann ein großes neues Kraftwerk bauen.“

Wenn es nach den Mitgliedern des SPD-Ortsvereins Altstadt ginge, die am Mittwoch im Lagerhaus diskutierten, dann werden Klaus Wedemeier und Günter Czichon ihre Ablehnung, ein Weserkraftwerk zu bauen aufgeben müssen. Mit großer Mehrheit forderte die Versammlung zum Abschluß den sofortigen Bau. Der SPD-Landesparteitag entscheidet Anfang November, ob er diese Position teilt.

hbk

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