Ein Hettling macht noch keinen Verkehr

■ Wie man plötzlich gegen Straßenbau sein muß, wenn man wer werden will

Die „Linken“ Genossen im SPD-Unterbezirk Bremen-Ost haben die „Rechten“ ganz schön vorgeführt. Und das ging so: Sie haben einen Antrag gestellt. Formulierung „Der Unterbezirk begrüßt die Beschlüsse des Senats zur Verkehrspolitik.“ Harmloser Antrag, wieso sollen SPD-Delegierte nicht der Politik ihres Senats zustimmen können? Wer so denkt, kennt die SPD nicht. Die „Rechten“ schwitzen und ärgern sich und wissen nicht, ob sie am 24. Oktober beim Unterbezirksparteitag da zustimmen sollen oder was.

Warum das so schwer ist? Das ist ganz einfach: In der Verkehrspolitik sind weltumgreifende ideologische Fragen berührt und konkrete menschliche. So kam es, daß sich die Genossen im Bremer Osten heftig in die Haare bekamen. Die von Kattenturm bis Mahndorf waren heftig für die Straßen, insbesondere auch für die Georg-Bitter-Trasse, die aus Peterswerder und umzu waren dagegen. Bei der letzten Versammlung hatten die Befürworter des Straßenbaus die Mehrheit, unter ihnen Ludwig Hettling, Vorsitzender einer SPD-Landeskommission, die bis Ende des Jahres für die Partei ein „Verkehrskonzept“ erarbeiten soll.

Nun hat der Senat aber zur Hälfte der Legislaturperiode aus welchen Gründen auch immer - beschlossen, daß die Georg -Bitter-Trasse nicht gebaut werden soll. Dafür können die Bremen-Ost-Linken überhaupt nichts, gleichwohl nutzten sie die Chance und nahmen ihre „Rechten“ mit dem Antrag (s.o.) in den moralischen Schwitz kasten. Sollen die nun für den Senat und gegen ihre eigene Meinung von gestern stimmen oder gegen den Senat... Letzteres undenkbar, geht nicht, kann nicht sein für einen realpolitisch denkenden Arbeiter, der in die Berufs-Politik aufgestiegen ist.

In seiner Klemme machte Ludwig Hettling erst einmal seinem Ärger lautstark Luft. Weil eben „alle machen, was sie wollen“, und keiner auf seine Kommission hört und der Senat vor seinem Beschluß ihn auch nicht gefragt hat und das Thema dieses Jahr doch nicht mehr beraten wird, ... Aber einfach seinen Posten niederlegen, daß wollte der ehemalige MBB -Betriebsratsvorsitzende nun doch nicht, schließlich muß er Parteiraison demonstrieren. Denn wenn Ilse Janz nach Bonn in den Bundestag geht, würde er, der in Bonn für Koschnick weichen mußte, sich gern vom zweiten Landesvorsitzenden zum Parteichef aufsteigen.

Und so bahnt sich trotz allen Ärgers die schlichte Lösung an: Die „Betonköpfe“ (SPD-Linke über SPD-„Rechte“) werden für die oben stimmen und lieber ihre Meinung über den Straßenbau im Bremer Osten zum Geschwätz von gestern, das bekanntlich nicht stört, erklären.

Rosi Roland