Kitty mag besonders gerne Binsen

■ Grüner Vorschlag: Staatsgeld für Bremer BäuerInnen, wenn sie auf Ökowirtschaft umstellen

Achtung, Bremer BäuerInnen, aufgepaßt! Es gibt Geld, wenn ihr euren Betrieb auf ökologischen Landbau umstellt, und wenn Vorschläge der Grünen Wirklichkeite werden. Geld sei da, berichtete die Bremer Bürgeschaftsabgeordnete Elisabeth Hackstein am Donnerstag vor der Presse, nur seien die Bremer Behörden zu verschlafen, es bei der Europäischen Gemeinschaft abzuholen. Deshalb haben die Grünen ein Richtlinie vorgelegt, wie das Geld an die Bremer Bauern verteilt werden soll.

Für alle, die es nicht wissen: Es gibt noch Bauern in Bremen. Manche Höfe, etwa in Gröpelingen sind schon seit Jahren von der Stadt umzingelt, und die Bauern quälen sich mit ihren Treckern durch den Verkehr hinaus zu ihren Weiden. Aber im Blockland, da liegen die Bauernhöfe auf dem Wümmedeich, der hier die Grenze zum grünen Niedersachsen bildet. In Borgfeld sind auch die Weiden auf dem rechten Wümmeufer bremisch. Aber: In Bremen und Bremerhaven hätte Industrieansiedlung kategorisch

Vorfahrt vor der Landwirtschaft, beklagte Elisabeth Hackstein. Senatorisch für die Landwirtschaft zuständig ist Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer. Hackstein: „Er ist der Bock als Gärtner“.

Kein Wunder also, daß die Bremer Landwirtschaft auf dem absteigenden Ast ist: 1983 gab es noch knapp 600 Bauernhöfe mit insgesamt 10.510 Hektar Fläche. 1987 waren es nur noch 488 Betriebe und die Fläche Bremer Bauenlandes war um fast 500 Hektar geschrumpft. Wie überall, versuchen auch die BäuerInnen in Bremen, den Verlust an Land durch intensivere Bewirtschaftung wettzumachen: Mehr Düngemittel, mehr Gülle, mehr Pflanzenschutz-Chemie, mit schweren Folgen für Böden und Gewässer.

Die Grünen haben jetzt eine EG-Verordnung ausgegraben, die einen anderen Weg weist, und ihn mit Geldern ebnet: Extensivierung. Ein Bauer, der 20 Prozent weniger landwirtschaftliche Produkte als zuvor von seinen Flächen holt, und zugleich die Richtlinien der „Arbeitsgemein

schaft für den ökologischen Landbau“ anwendet, soll nach dem Vorschlag der Grünen in den Genuß dieser Mittel kommen. Wird der gesamte Betrieb auf ökologische Landwirtschaft umgestellt, soll mit der Staatsknete das Einkommen der beschäftigten Arbeitskräfte garantiert werden. Bei Teilumstellung gibt es 425 Mark pro Hektar und Jahr. „Das Geld ist da“, sagte Frau Hackstein. Am 5. Oktober hat der Vergabeausschuß der Umweltdeputation beschlossen, Mittel aus diesem EG-Programm zum Kauf von Büromöbel zu entfremden. Ihre Vorschläge wollen die Grünen in die Bürgerschaft bringen.

Extensive Landwirtschaft, was

das für die Bremer BäuerInnen heißen kann, daß testet seit einigen Monaten die „Rindergilde Hollerland“. Das Hollerland wird ja zum Teil bebaut (vgl taz vom 7.10.), die Flächen, die dann noch übrig sind, stehen unter Naturschutz. Die Bauern dürfen die Weiden noch nutzen, aber unter Auflagen: Sie dürfen erst mähen, wenn die Jungvögel in den Nestern flügge sind, also nach dem 15.Juli. Sie dürfen keine Gülle auf die Wiesen spritzen und müssen auch mit Stallmist und Mineraldünger sparsam sein. Die Folge: Die Weiden werden so mager, daß es sich nicht mehr lohnt, Hochleistungs-Milchkühe darauf zu treiben. Das Gras enthält nicht

mehr genug Eiweiß, dafür wachsen Kräuter, die den EG -Überschuß-Kühen nicht munden: Binse und Rasenschmiele. Die Bremer Bauern geben diese Flächen deshalb auf. Die „Rindergilde“, Naturfreunde, haben sich zwei hübsche Galloways gekauft. Kitty und ihre Tochter kommen aus Schottland. Sie sind fast schwarz, klein, behende und wetterfest. Auch im Winter stehen sie auf der Weide, und: Sie fressen Binsen besonders gern. Milch geben sie allerdings keine. Sie werden eines traurigen Tages geschlachtet werden und geben dann besonders schmackhaftes und ökologisch einwandfreies Fleisch.

mw