Marie Marcks: Autobiographie

Marie Marcks hat den zweiten Band ihrer autobiographischen Aufzeichnungen vorgelegt. Er ist von der gleichen spitzig -verschmitzten, freundlichen Ironie, die am ersten schon so gut gefiel. Ein eigenwilliger Blick auf die Geschichte der BRD. Schließlich zeichnete sie schon in den 50er Jahren für die Anti-Atom-Tod-Bewegung. Es macht den Reiz dieses Bandes aus, daß Marie Marcks uns auch erzählt, wie begeistert sie in den 50er Jahren von den Möglichkeiten der friedlichen Nutzung der Atomenergie war. „Atomzeitalter“ hieß die Zeitschrift, an der sie mitarbeitete, und so kritisch katastrophenschwanger wie sich das heute anhört, war es damals nicht gemeint. Am Anfang des Bandes steht die Anstrengung, nicht zu verhungern, sich irgendwie durchzuschmuggeln im Leben, am Ende der Aufbruch in die Revolte. Das Abgestrampel um einen kleinen Auftrag hier, ein wenig Gepinsel da hat lange angehalten. Der Erfolg ließ auf sich warten. Dazwischen ein längerer Aufenthalt in den USA, die Teilnahme bei den ersten Anti-Vietnam-Demonstrationen, Kinder, Haushalt und kaum Geld. Sicher, es ist ihr Leben und sie hat ein schönes Buch darüber geschrieben. Aber ebenso sicher ist es der Stoff für eine erfolgsträchtige Fernsehserie. Barbara Noack sollte sich seiner annehmen. Sehr gut die Idee, alte Zeichnungen von Marie Marcks aus den 50er Jahren mit hinein zunehmen in den Band. Auf ihnen liegt der ganze Charme der Nierentisch-Patina. Ich bin sicher, der Band wird viele Liebhaber und Liebhaberinnen finden. Marie Marcks, Schwarz-weiß und bunt, Frauenbuch Verlag Weismann Verlag, unpaginiert, 34 DM