Acht Obdachlose kämpfen um eine Bleibe

■ Obdachlosengruppe mußte besetztes Haus wieder verlassen / Verhandlungen mit Baustadtrat und „WIR“ über neue Bleibe

Acht Obdachlose, die am Donnerstagabend fünf leerstehende Wohnungen in der Charlottenburger Schloßstraße 17 besetzt hatten, mußten ihre neue Bleibe gestern morgen schon wieder aufgegeben. Der Grund: Das Haus der „WIR“ Wohnungsbaugesellschaft soll für sanierungsbetroffene Umsetzmieter genutzt werden. Das teilte gestern der Charlottenburger Baustadtrat Dyckhoff auf Nachfrage der taz mit. Dyckhoff bestätigte, daß die Wohnungen in dem Haus zum Teil bereits seit mehreren Jahren leerstanden, weil die alte Planung der „WIR“ ursprünglich den Abriß des Hauses vorgesehen habe.

Die acht Odachlosen - eine Frau und sieben Männer - hatten das Haus am Freitag morgen freiwillig verlassen, weil sie sonst von der Polizei geräumt worden wären. „Die Wohnungen sind total in Ordnung“, entrüstete sich die obdachlose Frau gegenüber der taz. „Wir brauchen den Wohnraum, weil wir schon seit Jahren auf der Straße sitzen“, erklärte die Frau und kündigte an, daß man sich diesmal nicht mit vagen Versprechungen werde abspeisen lassen. Und darum nahmen sie Baustadtrat Dyckhoff dann auch prompt beim Wort. Der bei der freiwilligen Räumung anwesende Baustadtrat hatte ihnen nämlich versprochen, bei der Suche nach einer neuen Bleibe behilflich zu sein.

Als Dyckhoff gestern nachmittag eröffnete, daß es aufgrund der angespannten Lage keine freien Wohnungen gäbe und sie sich deshalb von der „Sozialwohnhilfe“ in Pensionen unterbringen lassen sollten, rückte die Obdachlosengruppe dann geschlossen im Büro des Baustadtrats an. Das Go-In dauerte bei Redaktionsschluß noch an. Eine Mitarbeiter der Beratungsstelle für Obdachlose in der Levetzowstraße hatte jedoch in Erfahrung gebracht, daß in dem Büro des Baustadtrats zwei Mitarbeiter der „WIR“ erwartet wurden. Nach Angaben der Mitarbeiterin sollte mit der „WIR“ darüber verhandelt werden, ob die Obdachlosen zumindest bis zum Montag in einem leerstehenden Haus in der Gardes-du -Corpsstraße 7 bleiben können.

plu