Kennen Sie den?

40.000 bedeutsame Deutsche wiegen 3.100 Gramm / Verewigt sind sie im neuen „Wer ist wer?“  ■ B O N N A P A R T

Bonn (taz) - Kennen Sie Elisabeth Gräfin Werthern? Nein? Dabei ist sie doch Bonner Kunsthändlerin und bundesverdienstgekreuzt. Und Heinz G. Verjans, den Geschäftsführer der Scana Rheinfrucht GmbH, kennen Sie auch nicht? - Ja, wo leben Sie denn! Schließlich gehören die beiden zu den 40.000 bedeutsamsten Deutschen - jedenfalls nach der neuesten Ausgabe des Wer ist wer?, dem deutschen Who's who?.

Bedeutung hat sein Gewicht: Über drei Kilo ist es schwer, auf über 1.600 großformatigen Seiten mit kleiner Schrift gequetscht - mehr, so belehrt der Herausgeber bei der Vorstellung in Bonn, könne man wegen buchbinderischer Probleme nicht mehr in einem Band unterbringen, obwohl „die Schicht derer, die bedeutende Leistungen vollbringen, immer größer wird“. Ein Beratergremium sortiere nach „objektiven Kriterien“, „einkaufen“ ist nicht, bekräftigt Verleger Norbert Beleke: „Ein Forum der Eitelkeit“ sei das Werk in seiner über 80jährigen Tradition niemals gewesen.

Wer bedeutend ist hierzulande, ist immer noch männlich: Frauen sind bei den Biographien nur zu 5,2 Prozent vertreten; bei den Fotos freilich zu 11,3 Prozent: „Damen sind fotogener als Männer“, sagt Herr Beleke. Steffi Graf ist die Jüngste, der 1890 geborene Sozialforscher Nell -Breuning der Älteste, und das häufigste Sternzeichen ist der Wassermann, das wird nicht nur die ebenfalls neu aufgenommene Astrologin Elisabeth Teissier wundern. Abgeordnete aller Parlamente seien vollständig aufgeführt, weil man an denen „nicht vor beigehen kann“.

Eine Stichprobe, aus Zeitgründen beschränkt auf die Grünen im Bundestag, zeigt anderes: Fraktionssprecher Helmut Lippelt fehlt, dafür findet sich in der Nähe Walter Leykauf, der 1959 mit den Nilsen-Brothers den vielbeachteten Hit Aber dich gibt's nur einmal einspielte; der Vorsitzende des Bundestagsausschusses Dietrich Wetzel mußte seinem Namensvetter Peter, Vorstandsmitglied der Norddeutschen Kundenkreditbank, weichen, und der ehemalige Daimler-Benz -Akkordarbeiter Willi Hoss wurde zugunsten des Direktors der US-Firma Honeywell, Helmut Hoss, vergessen. Auffällig sowieso, daß sich Bankdirektoren und Vorständler nur so häufen, und Herr Beleke gibt auch zu, daß sich aus der Wirtschaft die meisten unbeachtet fühlen. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Walter Momper, hat magere sechs Zeilen, die der Militär-Mediziner Heinz Fuchs allein für die Aufzählung seiner Kriegsorden verbraucht. Und warum unter den 33 Sportlern die Eisläuferin Antonia Becherer auftaucht, bleibt rätselhaft. Aber dafür sind auch Svende Merian (Tod des Märchenprinzen) und Gerhard Zwerenz aufgenommen.

Gerd Nowakowski