„Hochgerüstet“ für den Ernstfall

■ Zivilverteidigung überflüssig, aber nicht abzuschaffen

Es ist schon ein Ereignis, wenn Politiker nicht nur von Bürgernähe sprechen, sondern sie auch praktizieren, und das auch noch in der Freizeit. Insofern war Bremens Justizsenator Volker Kröning guter Wille nicht abzusprechen, als er am Freitag zu einer Podiumsdiskussion der GEW zur „Abrüstung in der Zivilverteidigung“ antrat. Geladen außer Volker Kröning: Der Bremer Lehrer und Pazifist Rudolf Prahm. Prahm schilderte den etwa 20 erschienen „ZivilstInnen“ in seiner Einführung, was auch auf sie im „Ernstfall“ zukommt:

Jede(r) Zivilist hat zu bleiben, wo er ist, um Militäraufmärsche nicht zu behindern. Für KFZ und Motorräder besteht Fahrverbot, Benzin wird zugeteilt, das Telefonnetz kann gekappt werden, Texte für Notverkündigungen durch die Presse liegen bereit. Alle Männer und Frauen von 18-6O werden nach dem Arbeitssicherstellungsgesetz verplant, die Verwaltungen auf Kriegsbetrieb umgestellt. Zivilisten können so wie Soldaten kaserniert und befehligt werden.

Guter Wille hin, Diskussionsbereitschaft her - so recht zuständig fühlte sich der Bremer Ju

stizsenator für sowas eigentlich nicht: „Eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich eingeladen wurde“, begann Kröning sein Statement. Politisch sei schließlich der Bund für die Konzepte ziviler Verteidigung verantwortlich. Persönlich findet allerdings auch Kröning, daß man „auf den Zivilschutz verzichten kann“. Nur Bremen könne das eben nicht. Dennoch gebe es Erfolge für Bremen zu verzeichnen, z.B. den Teilausstieg aus den Nato-Übungen „Wintex-Cimex“.

Rudolf Prahm sind solche symbolischen Gesten zu wenig. Seine Forderung: Die reglementierende „Lähmung“ der Bevölkerung im „Ernstfall“ abschaffen, alle Zivilverteidigungspläne veröffentlichen. Streiten mußte sich Prahm über seine pazifistischen Radikalforderungen allerdings nicht mit Volker Kröning. Auch der stellvertretende Vorsitzenden der GEW Günther Rodenburg war nämlich der Ansicht, daß sowas nicht auf eine Bremer GEW -Veranstaltung gehöre. Vielmehr ginge es darum aufzuzeigen, wie der einzelne Bürger sich zur Wehr setzen könne. Prahm leicht resigniert: „Da hat man schon mal 'nen Senator da....“ rp