Hausfrau wird zur Mörderin

■ „Nur Kinder, Küche, Kirche“ im Theater im Schnoor

Das anarchistische Drama-Duo Fo/Rame aus Italien hat eine Hamburger Komplizin gefunden. Es handelt sich dabei um die vagabundierende „Verwandlungskünstlerin“ Angela W. Röders, die schon in anderen Städten von sich Reden machte.

Zur Zeit tritt sie in Bremen auf und gleich in vierfacher Verkleidung. Aber Vorsicht, sonst merken Sie nicht mal, daß sie Ihnen was vorspielt, sie beherrscht nämlich alle Theater -Tricks.

Zum Beispiel neulich im Schnoor. Unter dem Titel „Nur Kinder, Küche, Kirche“ sprach da eine pflichtbewußte Hausfrau aus ihrem vollautomatischen Alltag. Unterhosen mit Bügelfalten versehend wurde sie dabei abwechselnd von einem Telefonwichser und ihrem Gatten gestört, der sie aus lauter Liebe in die Wohnung einsperrte. Wie sie da

plapperte und hüpfte wie ein aufgeregtes Huhn, war das so ko

isch, daß mich der gesetzte Herr neben mir vor Vergnügen in die Rippen knuffte.

rompt wurde er aus dem Hinterhalt überfallen: das Licht ging aus und plötzlich saß Ulrike Meinhof da. Ein Schreck war das schon, aber sie war ja auch eingesperrt, nicht. nz anders dagegen„Mama Hexe“. Auf der Suche nach ihrem in

die schiefe Bahn abgedrifteten Söhnchen quartierte

ie sich unterm Deckmantel vom Flohmarkt in der Hausbesitzerszene ein. Zum Entsetzen ihrer Angehörigen fühlte sie sich dort

jedoch bald 'bei sich‘ und predigte die pure Lebenslust. Der Pfaffe witterte Widerstand und verpfiff sie zum bitteren Ende an ihre Familie.

Doch schon ist Angela W. Röders in eine neue Haut geschlüpft, diesmal in die nigliche der

edea aus dem antiken Korinth. Den quälenden Zwiespalt jener Frau, die, als ihr Mann sie wegen einer jüngeren

rau verläßt, verzweifelt die gemeinsamen Kinder umbringt, stellt sie weniger theatralisch als anschaulich dar. Ein Finale, das die Absicht der Schauspielerin nicht länger verschweigt: Sie will die klagenden Frauen zum Aufstand aufwiegeln.

Der Herr neben mir spendet am Ende zögernd Applaus, aber die erste Frau fand er doch am lustigsten.

Elke Weber