Burgfrieden

Angola wird Jonas Savimbi nicht los  ■ K O M M E N T A R

Seit 1975 hat Angola eine marxistische Regierung. Vierzehn lange und blutige Bürgerkriegsjahre haben daran nichts geändert. Einerseits schafften es die Regierungstruppen nicht, Jamba, die „Hauptstadt“ der antikommunistischen Unita im Südosten des Landes, zu überrennen. Das verhinderte das südafrikanische „Expeditionskorps“ in Angola und die aus sowjetischen Lehrbüchern übernommene schwerfällige Taktik. Und dann wurde die Schlacht um Cuito Cuanavale im Herbst 1987 zum Symbol eines für beide Seiten „sieglosen“ Krieges, denn hier scheiterte die von südafrikanischen Truppen massiv unterstützte Jamba-Gegenoffensive der Unita.

Politisch hat die Regierung in Luanda daraus den Schluß gezogen, daß kein Weg an der Organisation Jonas Savimbis vorbeiführt - aber vielleicht an Savimbi selbst. Ein Programm „nationaler Harmonisierung“ sollte „reumütigen Rebellen“ Straffreiheit zusichern. Savimbi sollte ins Exil gehen und eine „Regierung nationaler Einheit“ den Unita -Führern und ihren Anhängern ihren Anteil an der Staatsmacht sichern. Doch aus den Plänen ideologiefreier Kooperation ist bislang nichts geworden. Die Unita ist ohne Savimbi offenbar nicht zu haben. Und die Rebellen verlangen statt einer Partizipation im Staatsapparat freie Wahlen und ein Mehrparteiensystem. Das aber ist im Rahmen der bestehenden Volksrepublik Angola nicht verhandlungsfähig.

Als Konsequenz sind in den zwei Monaten nach dem „Friedensgipfel“ im zairischen Gbadolite trotz erklärtem Waffenstillstand mehr Menschen umgekommen als im gesamten Bürgerkriegsjahr 1988. Und nach dem „historischen Händedruck“ zwischen Staatspräsident Eduardo dos Santos und Savimbi ist der Unita-Chef allerorten salonfähig geworden. Er war jüngst bei Bush, der britische Außenminister hat ihn vor wenigen Tagen empfangen, und auch die französische Regierung, deren staatseigener Ölkonzern „Elf“ in Angola viel zu verlieren hat, verhandelt heute diskret mit Savimbi. Wird aus der Schimäre vom „Frieden ohne Savimbi“ nun der Traum vom „Frieden ohne dos Santos“? Luanda trägt dafür Mitschuld.

Knut Pedersen