„Lachen Sie nicht!“

 ■ Mit Herrn Schmidt auf du und du

Malente (taz) - Am Anfang hatte sich Max Schmidt den Gang der Dinge wohl so vorgestellt wie am Vorabend (siehe unten): Landwirtschaft gut, Leute satt, Megachips aus Landesentwicklung produziert - so müßte doch die Pressekonferenz des Direktors des Ostberliner Instituts für internationale Politik und Wirtschaft (IPW) über die Bühne zu bringen sein. Doch die in Malente versammelte Fachjournaille wollte dem Vordenker der DDR -Wirtschaftswissenschaft empfindlich auf den Zahn fühlen, so daß es zwischendurch beinahe zum Eklat kam: „Lachen Sie doch nicht so“, erzürnte sich der Professor über einen Pressevertreter, der sich über des Professors Antwort auf die Frage nach politischen Reformen („Wir haben doch ein Mehrparteiensystem“) köstlich amüsierte.

Doch dann taute Schmidt auf. Auch die DDR denke daran, langfristig ihre Mark in die Konvertibilität (freie Austauschbatrkeit, freie Ein- und Ausfuhr) zu überführen, aber - deutlich leiser - die „Strukturen sind noch nicht so weit entwickelt“. Den Wert der DDR-Währung kannte Schmidt nicht - ebensowenig wie die Inflationsrate im Lande. Immerhin räumte er ein, daß sie tatsächlich angeschoben werde, wenn etwa ein Farbfernseher nicht mehr fünf-, sondern sechstausend Mark koste. Auch Staffelmieten kann er sich vorstellen, und eine Anhebung der Energiepreise, die seit Jahrzehnten stabil seien. Schmidt will zudem stärkere Leistungslohnkomponenten einführen. Für die unzufriedene Bevölkerung sollen mehr höherwertige Konsumgüter produziert werden. So kann er sich vorstellen, daß anstelle der jetzigen Priorität beim Wohnungsbau das Schwergewicht demnächst auf der Autoproduktion liege. Geld für die Nachfrage, bestätigte er, sei genung da in der DDR.

ulk