„Stand der Technik“

■ Umweltverwaltung für neue Rauchgasreinigung in Schöneiche / Verweis auf Koalitionspapier / AL: Die industriellen Giftmüllproduzenten müssen sofort die Abfallmengen reduzieren

Um beim Betrieb der neuen Sondermüllverbrennungsanlage auf der DDR-Deponie Schöneiche künftig jedes Risiko auszuschalten, will die Umweltverwaltung jetzt eine Nachrüstung auf die Naßwäsche durchdrücken. Wie berichtet, wurde die Anlage wegen eines Defektes in der Rauchgasreinigung stillgelegt. Nach Angaben der Verwaltung war die nach dem Trockenreinigungsverfahren arbeitende Reinigung bislang nicht in der Lage, die Quecksilberrückstände zurückzuhalten.

Noch in dieser Woche werde man Senator Wagners Behörde bitten, gemeinsam ein unabhängiges Ingenieurbüro mit der nochmaligen Überprüfung der Anlage zu beauftragen, erklärte gestern der Referent in der Umweltverwaltung, Schwilling. Sollten nur die geringsten Zweifel an der Funktionsfähigkeit der Reinigung „nach dem Stand der Technik“ auftauchen, werde sich seine Verwaltung für die nachträgliche Installation der moderneren Naßwäsche einsetzen. Zu den geschätzten Kosten von fünf bis acht Millionen Mark sei der Umbau in etwa ein bis anderthalb Jahren „problemlos“ zu bewerkstelligen, sagte Schwilling. In diesem Zusammenhang verwies er auch auf die Koalitionsvereinbarungen: Der Senat werde in Verhandlungen mit der DDR anstreben, die Anlage in Schöneiche „nach dem jeweils in der Bundesrepublik Deutschland geltenden Stand der Technik umzurüsten“, heißt es dort. Frühere Messungen der Kernforschungsanlage Karlsruhe hätten ergeben, das Rauchgasreinigungsanlagen mit Trockensorption dampfförmiges Quecksilber kaum zurückhielten.

Unterdessen wollte der Pressereferent Senator Wagners, Steinke, diesbezüglich nur von einer „Annahme“ der Umweltverwaltung sprechen. Die Behauptung, daß zu dem von der AL und auch der SPD beschworenen Risiko der Trockenwäsche zu hohe Quecksilberrückstände gehörten, sei „nicht beweisfähig“. Auf keinen Fall dürfe zur jetzt wieder notwendigen Zwischenlagerung von flüssigem Sondermüll die undichte DDR-Hausmülldeponie Vorketzin genutzt werden, erklärte gestern die AL-Fraktion. Sollten die industriellen Giftmüllproduzenten in der Stadt bis zum Jahresende kein Konzept zur Reduzierung und Entgiftung ihrer Abfälle erarbeitet haben, müsse über die „Einschränkung von Produktionskapzitäten auf ein ökologisch verträgliches Maß“ nachgedacht werden.

thok