James Bond läßt grüßen

■ Straßenfeger der Sixties, „Duo für U.N.C.L.E.“, in abendfüllender Länge

(Wie stehle ich die Welt, 21.10 Uhr, RTL plus) Was den Briten die Avengers (Mit Schirm, Charme und Melone), das war in den Sechzigern den Amerikanern die TV-Serie The Man From U.N.C.L.E.. Auch hierzulande war sie zu sehen und so populär, daß Imitate der berühmten dreieckigen U.N.C.L.E. -Identitätsnachweise auf dörflichen Schützenfesten in der Schießbude als Preise ausgesetzt wurden.

Einige der auch in abendfüllender Länge gedrehten Abenteuer der guten Onkels liefen bereits auf RTL plus. Fall sich jemand von den bisherigen Filmen stark an die Einmann -Feldzüge des britischen Doppel-Null-Agenten James Bond erinnert fühlte, lag gar nicht so falsch. Dessen Erfinder, der Ex-Agent und Romancier Ian Fleming, war ursprünglich erkoren worden, die Fernsehserie um ein amerikanisches Pendant zu Bond zu konzipieren. Fleming wurde aber krank und konnte den Auftrag nicht übernehmen. Allein der Nachname des Superagenten stammt von ihm, und der lautet Solo, Napoleon Solo. Einen sizilianischen Gangster namens Solo gibt es nebenbei - auch in dem Bond-Film Goldfinger. Der amerikanische Solo hieß zwar so, hatte aber einen Partner an seiner Seite. David McCallum als Illya Kuryakin war zunächst nur als „supporting character“ vorgesehen, rückte aber schon in der zweiten Folge zum Co-Star der Serie auf. Ein gebürtiger Russe an der Seite eines US-amerikanischen Top -Agenten im Kampf gegen das organisierte Verbrechen - das war, nur wenige Jahre nach der Kuba-Krise, schon eine pikante Konstellation. Aber der Mut der Produzenten wurde honoriert. Der meist Rollkragenpullis tragende Blonde mit der Beatle-Frisur bot optisch und charakterlich das Gegenteil des allzeit überkorrekt gekleideten Napoleon Solo und galt bald als besonderer Liebling des Publikums. Zeitweise mußte er regelrecht geschützt werden vor der Zuneigung seiner zumeist weiblichen Fans. Der Zyniker Napoleon Solo wurde verkörpert von Robert Vaughn, der im Dienste von U.N.C.L.E. (United Nations Command For Law and Enforcement) vornehmlich gegen das Übeltäterkombinat THRUSH (in der deutschen Fassung DROSSEL) antreten mußte, das es auf nichts weniger als die Weltherrschaft abgesehen hatte. Auch hier läßt Bond schön grüßen.

U.N.C.L.E. war eine Geheimorganisation, neben der die CIA ungefähr den Rang eines Pfadfinderkaffeekränzchens einnahm. Ihre Agenten kannten keine Ländergrenzen, kämpften lange vor „Moonraker“ auch im Weltall und verfügten selbstverständlich über das seinerzeit modernste Waffenarsenal. Bei all dem atemberaubenden Toben und Rumoren agierten Vaughn und McCallum immer mit diesem gewissen Augenzwinkern, das den Zuschauern signalisiert: Nehmt's nicht allzu ernst, wir tun's auch nicht. Um 21.10 Uhr ziehen die beiden wieder aus, das Böse zu bekämpfen.

Harald Keller