Aus der Geschichte lernen...

...heißt siegen lernen: So schaffte der 1. FC Köln ein 3:1 gegen Spartak Moskau mit einem guten Littbarski  ■  Aus Köln Dieter Göbel

Christoph Daum hatte in seiner ihm typischen Art vor dem Spiel die beste Mannschaft angekündigt, die je den Rasen des Müngersdorfer Stadions betreten hätte (Untypisch: Er meinte den Gegner; d.S.). Die Motivation in Richtung zahlende Zuschauer hatte dann doch nicht den rechten Erfolg: 20.000 verteilten sich auf die Plätze. Ursache für diese geringe Resonanz war der geschäftstüchtige Kölner Vorstand gewesen, der dieses Spiel für die Rekordsumme von 500.000 DM, inklusive Werbung, an die dritten Programme verkauft hatte.

So drängelten sich die Kölner Fans vor den Fernsehern und blieben einem Spiel fern, das den Besuch gelohnt hätte. Es waren nicht zuletzt die Spartakisten aus Moskau, die einen technisch und läuferisch fast perfekten Fußball darboten. Dabei erinnerten sie sich des öfteren an den militärischen Schachzug ihres Namesgebers Spartakus, der in der entscheidenden Schlacht gegen Marcus Livius Crassus im Jahre 71 in Lukanien immer wieder mit Erfolg auf der linken Seite durchgebrochen war, da die Römer diese Flanke nur unzureichend gesichert hatten.

Zwar wiederholte sich die Geschichte nicht, aber es ist durchaus legitim, historisch bewährte Taktiken mehrmals anzuwenden, zumal dann, wenn der Gegner für die Verteidigung nur eine Person abstellt. Daß damit selbst so erfolgreiche Kämpen wie Thomas Häßler überfordert sind, bewies sich in diesem Spiel. Immer wieder kam Igor Schalimow auf der linken Seite durch und brachte damit Bodo Illgner arg ins Schwitzen.

Gewarnt durch diese Konter verschliefen die Kölner die erste halbe Stunde und wurden erst wach, als der überragende Spartakist Tscherenkow, der für seine Laufarbeit den Stachanow-Orden verdient hätte, nach Fehler von Häßler aus spitzem Winkel das 1:0 markierte. Erst jetzt bliesen die Kölner zum Angriff, indem sie nun ihrerseits die Taktik des Crassus anwendeten und versuchten, mit gezielten Steinwürfen, sprich Weitschüssen, die Anhänger des Spartakus vernichtend zu schlagen. Allen voran Littbarski unterstrich mit seiner Leistung wieder einmal, daß er im Mittelfeld bundesweit derzeit der Beste ist. Angetrieben durch ihn fielen dann auch in rascher Folge die Tore zur Kölner Führung, die allerdings aufgrund der Spielanteile nicht unbedingt verdient war.

Zur Pause legten sich die Kölner dann nochmals eine neue Taktik zurecht, die vorsah, die geschickt postierte erste Dreierkohorte im Mittelfeld mit langen Pässen zu überspielen, und sich dann in der Gegend des Sechzehnmeterraumes über die Flügel in den Kampf Mann gegen Mann zu begeben (Auch diese Taktik ist Crassus‘ Schlachtführung entliehen; siehe dazu: H. Fast, Spartacus, Neustadt 1978).

Die Idee ging dann auch voll auf, was den russischen Trainer zu der Bemerkung veranlaßte, seine Abwehr sei für ihn sehr enttäuschend gewesen, da sie zuviele Zweikämpfe verloren habe. So spielten in der zweiten Halbzeit nur noch die Kölner, die allerdings Glück hatten, daß der russiche Sturm ein-, zweimal vor dem Tor nur Kümmerliches bot. Das 3:1 war nur logisch Folge der Kölner Überlegenheit.

Nach dem Spiel meinte FC-Vizepräsident Jupp Söller, mit dem 3:1 ließe sich gut reisen. Der Kölner Optimismus könnte durchaus verhaltener ausfallen: Zu oft wurde sichtbar, daß Christoph Daum mit seiner Einschätzung so schlecht nicht gelegen hatte.

KÖLN: Illgner - Steiner - Higl, Giske - Häßler, Janßen, Rahn (27. Sturm), Littbarski, Görtz - Götz (79. Greiner), Ordenewitz

MOSKAU: Tschertschessow - Basulew - Kulkow, Morosow, Iwanow

-E. Kusnezow, Schalimow (58. Mostowoi), Tscherenkow, Posdnjakow - Schmarow, Rodionow

TORE: 0:1 Tscherenkow (31.), 1:1 Sturm (32.), 2:1 Görtz (40.), 3:1 Ordenewitz (71.)