Loch im Polizeiapparat

■ Sakuth sucht undichte Stelle / Kudella schweigt

Einigen Bremer Polizeibeamten steht ernsthafter Ärger mit ihrem obersten Dienstherren ins Haus - vorausgesetzt, sie lassen sich erwischen. Als „Dienstvergehen, wenn nicht gar strafbare Handlung“ wertete der stellvertretende Polizeipräsident Albert Lohse gestern die Weitergabe von internen Polizei-Protokollen und Strafanzeigen an Oppositionschef Peter Kudella. Lohse: „Wenn ich die erwische, gibt's Konsequenzen.“

Um Aufkärung, wie Kudella an die Strafanzeigen kommen konnte, will sich auch Innensenator Sakuth kümmern, ohne die Angelegenheit allerdings „an die große Glocke zu hängen“. „Viel Vergnügen“ wünscht ihm dabei CDU-Innenpolitiker Ralph Borttscheller: „Die Polizei ist inzwischen so frustriert von ihrem Senator, daß es undichte Stellen auf allen Ebenen gibt.“ Sakuth dagegen wollte gestern über die Frage, ob Beamte die CDU mit vertraulichen Unterlagen spicken, um gegen ihren Senator Stimmung zu machen, „keine Spekulationen

anstellen“.

Ausdrückliche Rückendeckung der Polizeiführung bekam Sakuth gestern in seiner Darstellung des Sachverhalts. Lohse bestätigte: Der türkische Kurde C. ist nie im Besitz von Drogen festgenommen worden. Allerdings seien in seiner Nähe zweimal Rauschgiftverstecke gefunden worden und deshalb Strafanzeigen wegen des Verdachts des Rauschgiftbesitzes gestellt worden. Über beide Anzeigen sei Sakuth informiert gewesen. Politisch hält CDU-Innenpolitiker und Rechtsanwalt Borttscheller die Unterscheidung zwischen „Verdacht des Besitzes“ und „Besitz von Rauschgift“ für zweitrangig. Der CDU hätten jedenfalls Informationen von Beamten, „die sehr eng an dem Fall dranwaren“, vorgelegen, daß C. im Besitz von Rauschgift angetroffen worden sei. Borttscheller: „Natürlich kann man da auch mal einem Bären aufsitzen.“ Kudella selbst wollte gestern keine Stellungnahme abgeben.

K.S.