FASCHISTEN ÜBERALL

Diese Anzeige erschien - peinlich genug - am Donnerstag auf der taz-Lokalprärie. Ein Unbekannter (wir wissen, daß es ein Mann ist) hatte sich für 37,50 DM eine nette kleine anonyme Denunziation geleistet. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Empörung wg. „faschistoid“ kommt immer gut, aufrecht, sauber, moralisch und integer. Da braucht der Anzeiger sich auch gar nicht als selbsternannter Richter kenntlich zu machen. Er spricht offenbar im Namen einer höheren Wahrheit

-Millionen stehen hinter ihm und empfinden so gesund wie er. Faschistisch ist immer der andere, ihm gegenüber steht eine Mehrheit, die sich im Moment dieses Richtspruches als gute eint.

Und wenn der Hammer des nichtbegründeten Vor-Urteils saust, dann krachts. Zu sagen, was an dieser Kunst, faschistoid sein soll, lohnt dann nicht mehr: schließlich steht das Verdikt fest. Es braucht keine Argumente und erst recht keine Informationen, denn sonst könnte jemand ja auf die Idee kommen, ihm widersprechen zu wollen.

Drei Stücke zeigt der Regisseur Jan Fabre in Berlin. Die drei Stücke, der Regisseur, das Individuum Jan Fabre - alles eins, alles „faschistoid“? Egal, der Begriff ist sowieso schon völlig entleert, denn seine inflationäre (und damit den wirklichen Faschismus definitiv verharmlosende) Anwendung wird immer beliebiger: „Was faschistoid ist, bestimme ich.“

Definitorische Willkür, Denunziation, Pauschalisierungen, anonymes Sprechen im Namen einer moralischen Mehrheit...

grr