_izenzentzug für Springer-TV „SAT 1“?

■ Kabelrat droht mit dem Entzug der terrestrischen Frequenz / Zusagen für Produktionszentrum nicht eingehalten / Kabelrat fordert mehr als „nette Gesten“ / Entscheidung über Porno-Pay-TV-Kanal wurde vertagt

Dem Springer-Fernsehen „SAT 1“ droht der Entzug der Sendeerlaubnis durch den Kabelrat. Wie nach der Sitzung des Privatfunk-Aufsichtsgremiums vom Wochenende bekanntwurde, soll das „förmliche Verfahren zum Widerruf der Sendeerlaubnis“ Anfang dieser Woche eingeleitet werden. Hintergrund der Entscheidung ist die Mitteilung von „SAT 1“, sein Produktionszentrum (rund 250 Arbeitsplätze) nach Hamburg zu verlegen. Dies steht im Widerspruch zu den Bedingungen der 1986 erteilten Lizenz, in denen die Errichtung eines Sendezentrums in Berlin als zentraler Punkt genannt ist.

Damals hatten „RTL plus“ und „SAT 1“ um den terrestrischen Fernsehkanal 25, den einzigen drahtlosen Privat-TV-Kanal Berlins, konkurriert. Der Zuschlag war an „SAT 1“ gegangen, weil die Springer-Leute zugesichert hatten, Berlin zum Hauptproduktionsstandort zu machen und alle eigenen Produktionen außer Sport und Nachrichten hier abzuwickeln.

Bisher hat „SAT 1“ die Zusagen nicht eingehalten. Der Springer-Sender soll nun bis zur nächsten Kabelrats-Sitzung am 1. dezember erklären, wie er die Zusagen einzuhalten gedenkt. Kabelrats-Mitglied Hermann Meyn: „Die Zusagen sind Teil der Lizenz und nicht etwa bloße Absichtserklärungen oder nette Gesten“. Auf der Kabelratssitzung habe „SAT 1„ -Geschäftsführer Doetz „keine zufriedenstellenden Erläuterungen abgegeben“. Wenn „SAT 1“ weiter unbefriedigende Auskünfte gebe, könnte, so Meyn, die Frequenz „schon Anfang nächsten Jahres neu ausgeschrieben werden“.

Auf seiner Sitzung beschäftigte sich der Kabelrat auch mit dem Lizenzantrag für ein Pay-TV-„Erotikprogramm“ im Kabel. Wie die taz berichtete, will die Stuttgarter „Pay-TV Betriebs-GmbH“, täglich ab 23 Uhr gegen Gebühren Farbpornos austrahlen. Während die Stuttgarter versprechen, nur „Erotik“ - etwa wie im „Männermagazin“ auf „RTL plus“ - zu versenden, bezweifelt der Kabelrat, ob es überhaupt genug rein-erotisches Filmmaterial gibt. Kabelratsdirekotor Hege: „Das Beispiel RTL plus zeigt, daß die Ressourcen begrenzt sind“. Der Kabelrat befürchtet, daß der Vorschlag der Betriebsgesellschaft, aus harten Pornos die entsprechenden Stellen herauszuschneiden und dann das Flickwerk der „Freiwilligen Selbstkontrolle“ vorzulegen, „weder praktikabel noch wirtschaftlich“ ist. Dabei könnte laut Hege die Gefahr bestehen, „daß dann doch Pornographie ins Programm kommt“. Auch die Erotik-Entscheidung wurde auf die nächste Sitzung im Dezember vertagt.

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