Franke: Aussiedler sind ein Segen für die Volkswirtschaft

Köln (ap/dpa) - Die in die Bundesrepublik strömenden Aus und Übersiedler sind nach Überzeugung des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit, Heinrich Franke, nur kurzfristig eine Belastung, mittelund langfristig aber „ein Segen für die bundesdeutsche Volkswirtschaft“. In einem Interview des Kölner 'Express‘ machte Franke darauf aufmerksam, daß die Aussiedler aus Osteuropa meist erst noch zusätzliche Qualifikationen wie deutsche Sprachkenntnisse oder den Umgang mit modernen, computergesteuerten Maschinen erwerben müßten. Franke ging davon aus, daß es bis zur Mitte der 90er Jahre trotz guter wirtschaftlicher Entwicklung vor allem wegen des Zustroms von Arbeitssuchenden noch bis zu zwei Millionen Beschäftigungslose geben werde.

Skeptischer schätzen dagegen die Wirtschaftsforschungsinstitute die konjunkturelle Entwicklung ein. Mit rund drei Prozent Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr nach vier Prozent 1989 rechnen die fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in der Bundesrepublik in ihrem Herbstgutachten, wie am Wochenende in Bonn nach Vorabinformationen bekannt wurde. Wegen des weiteren Zustroms von Aus- und Übersiedlern rechnen die Institute für 1990 mit keinem wesentlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik. Dabei gehen sie von 320.000 neuen Beschäftigten im Jahr 1990 aus. Die Arbeitslosenzahl werde rund zwei Millionen betragen. Ende dieses Jahres werden 340.000 neue Beschäftigte gezählt.