Ein Realosieg im Strömungsstreit

Bundeshauptausschuß der Grünen entscheidet im Streit um den Perspektivkongreß / Ditfurth und Ebermann sind draußen  ■  Aus Bonn Gerd Nowakowski

Bei der Planung des Perspektivkongresses der Grünen hat sich die realpolitische Strömung durchgesetzt. Der Bundeshauptausschuß, das höchste Gremium zwischen den Parteitagen, entschied gestern nach mehrstündiger, mit Schärfe geführter Debatte, die ehemalige Vorstandssprecherin Jutta Ditfurth und den Hamburger Ökosozialisten Thomas Ebermann nicht als Redner zu akzeptieren.

Gegen die Nominierung dieser beiden Galionsfiguren des radikalen Flügels der Partei hatten die Realos heftig protestiert. Das Auftreten der Koalitionsgegnerin Ditfurth auf der Abschlußveranstaltung, die unter dem Motto „Was bringt Grün-Rot“ stehen soll, sei eine „unbegründete Selbstdarstellung“ und laufe der Veranstaltung zuwider, hatten die Realos argumentiert.

Das Abschlußplenum des Kongresses, der vom 17. bis 19. November in Saarbrücken stattfinden soll wird nach Wunsch des Bundeshauptausschusses vorrangig der Darstellung bereits existierender rot-grüner Koalitionen in Frankfurt, Nürnberg, Hannover und Berlin dienen.

Aus der Arbeitsgruppe „Ökologischer Kapitalismus“, die vor allem um die Thesen des hessischen Realos Joschka Fischer konzipiert ist, entfernte die Mehrheit des Bundeshauptauschusses als Referenten neben den Vorstandssprechern Ralf Fücks und Verena Krieger auch Fischers schärfsten innerparteilichen Kritiker Thomas Ebermann.

Die Realos hatten in der Debatte die Ablehnung von Ditfurth und Ebermann damit begründet, diese würden die Partei nicht unterstützen, sondern bekämpfen. Die zum linken Flügel zählende Verena Krieger wertete die Haltung der realpolitischen Strömung als „undemokratische Ausgrenzung“. Ralf Fücks hatte zuvor appelliert, es müsse endlich aufhören, daß die Partei „die Geisel der Strömungen“ ist. Der Wortführer der Realos, Udo Knapp, der als Mitglied der Vorbereitungsgruppe sowohl als Referent und Moderator einer Arbeitsgruppe nominiert war und dafür erheblich kritisiert wurde, gab die Moderation auf. Als Geste der Befriedung war die abschließende Nominierung der Ditfurth-Vertrauten Manon Tuckfeld für das Abschlußplenum zu werten.