Neue Identität für DKP gesucht

■ DKP-ErneuerInnen fordern auf Kongreß Rücktritt des DKP-Vorstandes / Über Männerdominanz verärgerte DKP-Frauen planen eigenen Kongreß

Frankfurt (taz) - Die Mehrzahl der DKP-ErneuerInnen will die Brücken zur Partei vor dem DKP-Sonderparteitag im Februar nicht abbrechen. Auf einem „Kongreß Erneuerung“ am Wochenende in Frankfurt, an dem sich 2.000 DKP-Mitglieder, Ex-Mitglieder sowie zahlreiche Grüne und andere Linke beteiligten, wurde zugleich beschlossen, mit einer monatlichen Korrespondenz, einem Koordinationsausschuß und einer Konferenz eigene Strömungsstrukturen zu schaffen. Innerhalb der Partei verlangen die ErneuerInnen eine Orientierung auf die rot-grüne Option, ein neues Verhältnis zur DDR sowie den Rücktritt des amtierenden DKP-Vorstandes.

Vertreter der orthodoxen Parteiführung griffen zwar in Frankfurt äußerst aktiv in die Diskussion ein, hatten aber den Kongreß in einem internen Papier zuvor als „Spalterkongreß“ angegriffen. Nach einem entsprechenden Wink aus Düsseldorf hatten auch einige Vertreter westeuropäischer Bruderparteien ihre offizielle Beteiligung an Diskussionsforen zurückgezogen. Die stellvertrtende DKP -Vorsitzende Weber deutete allerdings an, daß sich die Parteiführung auf die Forderung nach personellen Veränderungen einlassen könnte.

Bei Redaktionsschluß war noch nicht entschieden, ob die ErneuerInnen eine eigene Delegation in die DDR schicken, um mit Oppositionellen als auch mit der SED zu reden. In einer Resolutionsvorlage heißt es: „Eine sozialistische Umgestaltung, eine Perestroika in den Farben der DDR, auf die wir hoffen, kann ein neues Selbstbewußtsein hervorbringen, mit dem sich die bundesdeutschen Rechten schwer tun.“ Die Entwicklung in der DDR zeige, daß es „einen klaren Bruch ohne jede Halbherzigkeit mit dem Erbe des Stalinismus“ geben müsse. Solidarität gelte allen Kräften, die sich in der DDR für „Demokratisierung“ einsetzen. Auf einer Pressekonferenz wurde betont, der Kongreß sei der „Beginn eines fruchtbaren Dialogs“ innerhalb der Linken gewesen.

Nachdem die geplante „Feminisierung“ des Kongresses durch männliches Dominanzverhalten nur unzureichend gelungen war, beschlossen die Frauen bei den Erneuerinnen einen eigenen autonomen Kongreß durchzuführen.

Charlotte Wiedemann Siehe Tagesthema Seite 3