28 Menschen auf 130 Quadratmetern gestapelt

■ Sozialamt will Eigentumswohnung für AsylbewerberInnen nutzen / 18 Betten genehmigt, 28 hingebracht

Es war einmal eine große Bremer Wohnung in einem Mietshaus. Vier Menschen in einer Wohngemeinschaft teilten sich 160 Quadratmeter, nutzten gemeinsam die Küche mit den doppelten Ausmaßen eines Studentenzimmers und das großzügige Bad. Als dann die Vier auseinanderziehen wollten und die Wohnung leer zu werden versprach, wurde aus der weitläufigen Bleibe mit wenigen Handgriffen und in der Zeit von Stunden ein - Silo.

Die verbliebenen BewohnerInnen der übrigen (Eigentums-) Wohnungen des Hauses Außer der Schleifmühle 49 trauten ihren Augen nicht, als am letzten Donnerstag Betten über Betten, Etagenbetten in die leere Wohnung transportiert wurden: Eins, vier, acht, zehn, zwölf - achtzehn Stück. Mit Matratzen. Das war die neue Ausrüstung für all die AsylbewerberInnen, die der listige Wohnungsbesitzer T. in Absprache mit dem Sozialamt hier einzuquartieren gedenkt. Erwartbare Einnahmensteigerung durch den Pro-Kopf-Satz der Behörde: Rund 15.000 Mark im Monat statt knappe 1.000 wie bisher.

Die alten MieterInnen, denen an der eigenen Wohnqualität mutmaßlich ebensoviel liegt wie an

der menschenwürdigen Unterbringung von Flüchtlingen, fürchten bei so viel Geldsegen um die eigene Wohnung, schlugen Alarm und brachten das einträgliche Geschäft ans Licht. Wenn man nämlich Küche und Bad abziehe, rechnete einer von ihnen

vor, bleiben knapp 130 Quadratmeter. Macht geteilt durch 28 Menschen 7 qm pro Nase - und für alle zusammen gibt es eine Küche, einen Herd und ein Klo, das im selben Raum wie die einzige Dusche steht.

Der zuständige Abteilungslei

ter der Sozialbehörde, Gerd Wenzel, bestätigte: „Nach den Verhandlungen mit dem Wohnungseigentümer ist dort Platz für 18 Betten vorgesehen. Das entspricht unseren - zugegeben schmalen - Standards.“ Die sehen vor, daß Einzelzimmer min

destens 8 qm, Doppelzimmer mindestens 12 qm, größere Räume entsprechende Ausmaße haben müssen und reden von „jederzeit zugänglichen Wasch- und Kochgelegenheiten“. „Nicht ideal, aber noch vertretbar“ findet Wenzel diese Unterkunft: Die Sozialbehörde sucht auf dem Wohnungsmarkt nach Raum für AsylbewerberInnen.

Nun warten aber in der Wohnung nicht nur die genehmigten 18 Betten, die die normale und offenbar amtlich zugelassene Enge bedeuten würden, sondern außerdem noch 10 Matratzen und einige weitere Bettgestelle. Die werden ja mangels Platz nicht gerade als Spielwiese für Flüchtlingskinder gemeint sein. Und 130 geteilt durch 28 Menschen, so der unfreiwillige neue Nachbar Dr. Ortlieb, macht dann noch 4,64 qm pro Nase aus - aber es sind ja Etagenbetten, die sparen Raum. Von dieser fixen Ausweitung des Bettenberges wußte die Sozialbehörde gestern noch nichts. Der letzte Mieter der ehemaligen Wohngemeinschaft zieht nun aber erstmal doch nicht aus, bleibt inmitten von Etagenbetten sitzen und stört einstweilen den geplanten lukrativen Gang der Dinge. S.P